1. Korinther 15,12-20

Liebe Gemeinde,

nur vier von zehn Deutschen glauben, daß es das ewige Leben gibt. Zu diesem Ergebnis kommt – unmittelbar vor Ostern – eine Umfrage, die die Glaubensvorstellungen der Deutschen ermittelte. Obwohl der Osterglaube an die leibliche Auferstehung Jesu und die Erlösung der Menschen vom Tod zum Kern der christlichen Botschaft gehört, vertrauen immer weniger Menschen diesen hoffnungsvollen, aber auch unbequemen „Glaubenswahrheiten“.

Über 70 Prozent der Deutschen gehören nach offiziellen Statistiken einer der beiden großen Kirchen an, viele von ihnen werden Ostern die Auferstehung Jesu feiern. Doch der Forsa-Umfrage für die Zeitung „Die Woche“ zufolge glauben nur 42 Prozent der Deutschen an das ewige Leben und an die Auferstehung Jesu drei Tage nach der Kreuzigung, wie sie in der Bibel beschrieben wird.

Und wie wird die Auferstehung unseres Herrn dort beschrieben? So schreibt der Apostel Paulus im 15. Kapitel seines Briefes an die Christen in Korinth:

„Ist Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich. Ist Christus nicht auferstanden, so ist auch euer Glaube nichtig. Ist Christus nicht auferstanden, so sind auch die Entschlafenen, sogar die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Ist Christus nicht auferstanden, so sind wir die elendsten unter allen Menschen.

Nun aber ist Chrisus auferstanden von den Toten, als Erstling derer, die entschlafen sind.“

Liebe Gemeinde, Christus ist von den Toten auferstanden, und wir werden alle auferstehen. Dies war und bleibt die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens. Dieser Glaube mochte sich vielleicht unterscheiden nach Ländern und Epochen, dies eine blieb allen Kirche und Gemeinschaften der Christen gemeinsam: Wie immer Menschen zu Jesus Christus standen, ob sie ihn als Propheten oder Priester verstanden, als armen Mann aus Nazareth oder den himmlischen König, ob als sozialen Kämpfer oder als Lehrer der Moral, als Stifter einer Religion – dies eine galt immer: Wir werden ihm gleich auferstehen aus dem Tod. Es gibt keinen Glauben an Christus, der dies aussparen könnte.

Doch – wir haben es eingangs gehört – immer mehr Menschen tun sich schwer mit diesem Glauben an die Auferstehung der Toten. Das war schon damals bei den Christen in Korinth so. Lassen Sie uns daher ruhig und ohne vorschnelle Hast innehalten und überlegen: Ich frage ganz schlicht: Gesetzt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen – was wäre dann? Hier und heute?

A) Liedstrophen EG 105,6-10

Gesetzt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen – dann tun wir gut daran, den Machern und Managern allein das Feld zu überlassen, den Funktionären und Zahlmeistern, den Verwaltern des status quo: Buchhalter verwalten die Kasse, Hausmeister die Häuser, Beamte den Staat und Pfarrer die Sakramente. So mag man das bei uns.

Dia 1: Maria aus Magdala

Gesezt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen – Die Kreuze des Galgenberges stünden nicht im Licht der Ostersonne. Über den Gräbern der Welt entstehen Rosen der Liebe – um gleich wieder zu verblühen. Maria von Magdala blickte uns mit großen, aber traurigen Augen an. Ihr Glaube hätte den den Auferstandenen nicht erkannt und niemals hätte sie zu ihm gesagt: Mein Meister.

Gesetzt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen, was sollte ich dann an Gräbern sagen, wie die Trauernden trösten, wenn die letzte Hoffnung zerbrochen ist, wenn das Todsichere, das einzig Todsichere in unserem Leben eingetreten ist: der Tod? Ich wüßte dann nichts. Wüßten Sie etwas?

Gesetzt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen, wie steh ich dann selber da, bei meinem eigenen Tod? Ist da alles aus? Oder kommt da noch was?

Dia 2: Albert Schweitzer

Gesetzt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen – was machen dann die unter Ihnen, die vom Arzt den Bescheid haben: „Unheilbar“, oder „Mit einer Besserung ist nicht zu rechnen, aber wir können es hinauszögern“, oder „Mit einer Wiedereingliederung in den Beruf ist nicht zu rechnen“. – was würden Sie tun, wenn so Ihre Pläne und Hoffnungen zerbröseln?

Dia 3: Florence Nightingale

Gesetzt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen – was hätten dann die Menschen zu erwarten, die ich besuche: alte Menschen in der Pflegeabteilung des Altenheims, ans Bett gefesselt, auf ihren Tod wartend.

Gesetzt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen – wozu dann eigentlich sich privat und politisch für bessere Zustände einsetzen, für mehr Gerechtigkeit, für Frieden? Für gesunde Luft und sauberes Wasser? Wenn die Weltuntergangsapostel doch Recht haben sollten? Wenn das Chaos doch kommt, früher oder später? In die Grube fahren müssen wird alle, früher oder später.

B) Liedstrophen EG 105,11-15

Dia 4: Jesus lebt

Liebe Gemeinde,

Gesetzt den Fall, Ostern wäre nicht gewesen – es wäre nicht auszudenken! Wir wären die elendsten unter allen Kreaturen!

„Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten!“ Und wir werden alle auferstehen. Diese zwei Sätze sind festzuhalten.

Gewiß, sagen nun manche: Dieser Glaubenssatz läßt sich nicht beweisen, hier steht Glaube gegen Glaube. Aber im Unterschied, zu der Annahme, daß mit dem Tod alles aus ist, hat unser Glaube gute Gründe für sich.

Mein Leben wäre arm und hoffnungslos, wenn es nur Macher und Manager gäbe, nur Fahrpläne und Rechnungen, exakt und nachweisbar, keine Gedichte, keine Bilder und keine Musik. Es wäre arm, wenn es nur die Arbeit und nicht die Hoffnung auf morgen gäbe, auf Freizeit und Muße.

Mein Leben wäre arm und hoffnungslos, wenn ich nur berechenbar leben würde, nur rational, nur logisch – aber ohne Liebe, ohne das Spiel der Erotik, ohne Zärtlichkeit, ohne die Hoffnung auf Liebe.

Ohne das alles wäre mein und auch Ihr Leben nicht lebenswert – ein Hundeleben.

Ostern, liebe Gemeinde, ist das Salz, das unsere trostlose Suppe würzt mit der Kraft der Hoffnung auf Leben, daß noch im Scheitern das Leben gelingt, das Leben bewahrt wird und darum auch mein Leben Sinn finden kann.

Könnten Sie leben ohne die Hoffnung, daß mit dem Tod eben nicht alles aus ist? Warum sonst investieren Sie in ihre Arbeit soviel Kraft, in Beziehungen zu Menschen, die sie lieben soviel Vertrauen? Warum schmücken wird gerade in der Osterzeit unzählige Zweige und Pflanzen mit österlichen Motiven und Symbolen? Ja, warum pflegen Sie noch zu Toten Beziehungen, erinnern sich ihrer, pflegen ihre Gräber -, wenn nicht in der unbestimmten Hoffnung, solche Liebe und solches Vertrauen reiche weiter als eben nur diese Spanne Leben lang. Weiter als bis zum Tod?

C) Liedstrophen EG 105,16-17

Also – gesetzt den Fall, Ostern ist nicht erfunden. Haben dann nicht die, die das glauben, gute Gründe dafür, ihre Hoffnung festzuhalten trotz gescheiterter Träume und unerfüllter Wünsche?

Zum Beispiel die Hoffnung, daß es Sinn hat, das Richtige zu tun, auch wenn es sich zehnmal nicht bezahlt gemacht hat? Zum Beispiel die Hoffnung, daß Enttäuschungen nicht bitter machen müssen? Zum Beispiel die Hoffnung, daß Wege, die begangen wurden und uns versperrt sind, nicht die einzigen Wege sind? Zum Beispiel die Hoffnung auf Frieden, in dem es möglich wird, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden? Nach Ostern wissen wir, worauf wir unsere Hoffnung setzen können: Machen wir es wie Jesus. Er hing alle Hoffnung an Gott. Und wurde nicht enttäuscht.

Liebe Gemeinde, wieder steht ein Kreuz im Licht der Ostersonne. Inmitten der Hochhäuser unserer Städte steht es und überragt die sich öffnenden Gräber, legt Zeugnis ab für die Botschaft: Jesus lebt. Er ist auferstanden und wir werden auch auferstehen. Daran wollen wir als seine Gemeinde festhalten. Amen.

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