Pressebericht „Baustelle Erziehung“ 4.10.09

Lebenswelten driften auseinander
Konjunkturpaketgeförderte Baustellen gibt es gerade viele. Das Atempause-Team der evangelischen Kirchengemeinde Wehingen packte in seinem zwölften Sonntagabend-Gottesdienst die "Baustelle Erziehung" an.
(Gosheim/lw) Für Tätigkeiten wie "Auto fahren", "Angeln" oder "einen Beruf ausüben" brauche man eine Ausbildung mit Abschlussprüfung. Doch für die zukunftsträchtigste – dem Erziehen von Kindern – nicht: So wurden die übersichtlichen Besucherreihen […]

Lebenswelten driften auseinander

Konjunkturpaketgeförderte Baustellen gibt es gerade viele. Das Atempause-Team der evangelischen Kirchengemeinde Wehingen packte in seinem zwölften Sonntagabend-Gottesdienst die "Baustelle Erziehung" an.

(Gosheim/lw) Für Tätigkeiten wie "Auto fahren", "Angeln" oder "einen Beruf ausüben" brauche man eine Ausbildung mit Abschlussprüfung. Doch für die zukunftsträchtigste – dem Erziehen von Kindern – nicht: So wurden die übersichtlichen Besucherreihen von den Moderatorinnen Ruth Hacker und Ingrid Groß begrüßt.

Der seit 2004 in den Förder-, Grund- und Hauptschulen von Gosheim und Wehingen beschäftigte Schulsozialarbeiter Ingo Brehm war als kompetenter Interviewgast eingeladen. Pfarrer Thomas Binder befragte ihn nach seinem beruflichen Werdegang und seinen Tätigkeiten in den Schulen. Breiten Raum in seinen Ausführungen nahm die Frage nach den festgestellten Entwicklungen: Die Lebenswelten von Jugendlichen und Erwachsenen drifteten immer weiter auseinander. Respekt gegenüber Älteren lasse nach und die Gewaltbereitschaft steige.

Nach den Herausforderungen gefragt, nannte Brehm den Angebotsdschungel, dem die Kinder ausgesetzt sind. Fernsehen und Internet sollten nicht verboten, sondern verantwortlich genutzt werden. Auch der Anspruch vieler Eltern überfordere die Kinder, wenn Nachhilfe und Schulempfehlungen das Denken beherrschten. Das Kind müsse dort abgeholt werden, wo es steht. Nach positiven Entwicklungen gefragt, freute sich Ingo Brehm, dass die Betreuungsplätze und -stellen trotz des finanziellen Ausstiegs des Landes ausgebaut würden. Auch werde des Potenzial von Hauptschülern von Industriebetrieben immer mehr angefragt.

Lösungen seien eine professionelle, frühkindliche Förderung, so Brehm. Ein kostenloser Pflichtkindergarten und frühzeitig angesetzte Familienhilfe sparten spätere Kosten bei Heimunterbringungen.

Nach weiteren Liedern und dem Segen konnten die Gottesdienstbesucher das Gehörte im geselligen Gespräch vertiefen. Dazu hatte das Catering-Team um die Familie Zielke Fingerfood mit so klangvollen Namen wie "Autoritäts-Schnittchen", "Teenager-Hack" und "Süße Erziehungsmaßnahme" vorbereitet.

(Erschienen: 06.10.2009)