In diesem Sommer

Koch meint…

Also in diesem Sommer hat man es als Pfarrer schwer – und als Pfarrerin natürlich auch. Warum? Weil dieser Sommer kein Sommer ist. Weil statt Sonne satt immer wieder Regen droht. Weil mithin alle Festlesveranstalter und Open-Air-Organisatoren ebenso angstvoll wie hilflos zum Himmel blicken. Und weil, wenn auch ein letztes Stoßgebet nicht mehr wirklich was nützt, eine Gottesfrau oder ein Gottesmann als letzter Strohhalm herhalten muss: „Herr Pfarrer, Sie haben doch einen besonderen Draht zum Himmel. Legen Sie da oben doch mal ein gutes Wort für uns ein!“

Wobei es gar nicht in erster Linie der Herr der Heerscharen ist, der da auf dem Wochenmarkt, auf dem Sommerfest der eigenen Partei, beim Handballturnier im Freien oder wo auch immer beschworen wird. Nein, viel öfter taucht vielmehr der himmlische Kachelmann auf, und der heißt Petrus. Dem – siehe Matthäus 16,19! – Jesus die Schlüssel des Himmelreichs gegeben hat und der seitdem, ob er will oder nicht, für das Wetter hienieden verantwortlich ist. Und in seinem Gefolge angeblich auch Gottes Bodenpersonal.

Glauben Sie übrigens, liebe Pfarrerskollegin oder lieber Pfarrerskollege, ja nicht, dass eine allseits beliebte Ausrede wie diese hier in so einer Situation wirklich hilft: „Petrus ist doch katholisch!“ Da hat man zwar für gefühlte fünf Sekunden die Lacher auf seiner Seite, aber gleich danach faselt das wettergenervte Gegenüber etwas von Ökumene und „Probieren Sie’s doch wenigstens einmal!“ und so weiter und so fort. Am schlimmsten aber sind die katholischen Glaubensgeschwister, weil nie um eine Retourkutsche verlegen: „Kein Wunder, dass Petrus um eine evangelische ehemalige freie Reichsstadt mit seinem guten Wetter einen großen Bogen macht!“ Das sitzt!

Was also tun? Wochenmarkt, Handballplatz oder Hocketse meiden? Nur noch nachts die Wohnung verlassen? Den kirchlichen Dienst quittieren? Macht doch alles keinen Sinn! Und deshalb habe ich mich selber zu zweierlei entschlossen in diesem Sommer 2011, der kein Sommer ist: zum einen das Ganze mit Fassung zu tragen, zum anderen aber in meinem Schallplattenarchiv zu wühlen, eine ganz bestimmte Platte zu suchen, zu finden und aufzulegen, die Lautsprecherboxen brachial weit aufzudrehen und Petrus samt dem lieben Gott Rudi Carell auf die Ohren zu geben: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer – ein Sommer, wie es früher einmal war?“ Wenn das nicht hilft! Und hoffentlich schon vor der letzten Strophe hilft, weil ich die natürlich unmöglich laufen lassen kann: „Mein Milchmann sagt: Dies Klima hier, wen wundert’s? Schuld daran ist nur die SPD!“

Also wirklich: In diesem Sommer hat man es als Pfarrer schwer.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?


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