Auf Coolness komm raus

Koch meint…

Früher hat man sich um Kopf und Kragen geredet, heute twittert oder facebooked man sich darum. So wie jener baden-württembergische Ministerialdirigent, der sich grad eben mit einem „FDPisser“ und (zu)viel Bein von Bettina Wulff via Web 2.0 aus dem Amt katapultiert hat.

Wie es halt so geht, wenn man sich auf Coolness komm raus an die Generation Internet ranzuschmeißen versucht und dabei verkennt, wie höllisch gefährlich die Sprache des Netzes allein wegen ihrer Geschwindigkeit ist. Abgesehen davon, dass sie ja sowieso nur – nicht immer, aber immer öfter – als Vehikel für aufgeblasene Belanglosigkeiten dient. Oder für Wahrheiten, die keine sind, weil man Wahrheit nicht binnen Sekunden aus der Tastatur schütteln kann. Übrigens nicht nur in der Politik, sondern auch in der Kirche nicht.

Weshalb beide, Politik und Kirche, den Mut haben sollten, dem Web 2.0 und seinen Gesetzen die Stirn zu bieten. Was kein generelles „Escape“ zu bedeuten braucht, wohl aber die Tugend der Langsamkeit. Weil das, worum es der Politik und der Kirche vor allem gehen sollte, nämlich um Gemeinwohl und Seelenheil, nur mit Tiefgang zu haben ist. Tiefgang aber braucht Zeit inklusive einem hohen Maß an Ernsthaftigkeit.

Abwägen statt rausjagen lautet deshalb hier wie da die Devise. Oder schöner noch mit einem Satz des Schriftstellers Ulrich Erckenbrecht ausgedrückt: „Leg die Wörter auf die Goldwaage, um das Blech herauszufinden!“ Mich jedenfalls interessieren der Rockschlitz von Bettina Wulff und so nicht die Bohne. Und auch die Welt als ganzes hat Besseres verdient. Übrigens auch bessere Politiker als solche, die sich in Facebook vor lauter Lässigkeit um Kopf und Kragen reden. Oder müsste ich vielmehr sagen: posten?

Das meint Koch. Und was meinen Sie?


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