Stuttgarter Bahnhofsphilharmonie

Koch meint…

Nein, ich kneife nicht, rede aber auch am Ende des Jahres 2012 niemand nach dem Mund. Vielmehr bleibe ich dabei: Stuttgart 21 ist ein sinnvolles Bahnhofs- beziehungsweise Verkehrsprojekt, zu dem es keine Alternative gibt. Weil eine Alternative weder durchgeplant noch genehmigt ist. Punkt.

Punkt gleich basta, basta gleich Punkt? Ganz so einfach liegt die Sache nun auch wieder nicht. Schließlich tut die Deutsche Bahn derzeit alles dafür, ihr eigenes Projekt zu diskreditieren. Anders ausgedrückt: Wer wie Koch nicht nur Stuttgart 21 aufmerksam mitverfolgt, sondern darüber hinaus quasi an 365 Tagen im Jahr den Zug benutzt, fällt allmählich vom Glauben ab – vom Glauben, dass aus guter Theorie irgendwann einmal erfolgreiche Praxis wird, und das zu einem annehmbaren Preis. Jedenfalls haben sich alle bisherigen Kostenvoranschläge als Makulatur oder von mir aus auch als Fortsetzung der Grimm’schen Märchen erwiesen. Was das Erste ist, was mich an der Stuttgarter, nein, nicht Elb-, sondern Bahnhofsphilharmonie saumäßig ärgert, auch wenn nicht jede Kostensteigerung der Bahn selber anzulasten ist.

Hinzu kommt ein zweiter Ärger, und der hat mit meinen täglichen Erfahrungen zu tun. Die auf einen kurzen Nenner gebracht darin bestehen, dass auf die S-Bahn und den Regionalverkehr im Großraum Stuttgart zwar durchaus Verlass ist, aber meist nur in negativer Hinsicht: unpünktliche, dafür übervolle Züge und damit einhergehend Ausreden, die einen nur noch den Kopf schütteln lassen: „Grund für die Verspätung ist eine Zugfolge.“ Wie bitte? Oder: „Wegen hohen Verkehrsaufkommens ist unser Zug leider verspätet.“ Also ob sich da irgendjemand dazu entschieden hätte, am Montagmorgen einfach mal so zehn Züge mehr in den Hauptbahnhof einlaufen zu lassen als an anderen Tagen! Wobei die Bahn wohl selber nur Schmarren versteht. Anders ist es ja nicht zu erklären, dass solche Durchsagen immer gerade dann erfolgen, wenn links und rechts donnernd S-Bahnen einfahren und selbst das DB-freundlichste Ohr nur mehr quietschende Bremsen hört. Und so ein Konzern will Stuttgart 21 stemmen?

Womit wir – ich weiß – auf Stammtischniveau angelangt sind. Allerdings: Der Stammtisch hat zwar nicht immer, aber ab und an durchaus recht. Und in diesem Fall sitze ich mit dabei und sage: Nein, eine Glaubensfrage ist Stuttgart 21 nun wirklich nicht, aber den Glauben an das Projekt verlieren kann man schon, wenn …

Wenn die Bahn nicht ganz schnell alles dafür tut, das Vertrauen in ein sinnvolles und alternativloses Bahnhofs- beziehungsweise Verkehrsprojekt wieder herzustellen. Was ihr bei dessen Gegnern ganz sicher nicht gelingen wird. Bei den Befürwortern aber – und die sind laut Volksabstimmung in der Mehrheit – sollte sie es schon versuchen. Schließlich bleiben, wenn das Projekt keine Gläubigen mehr hat, nur noch Gläubiger. Und dann wird es richtig teuer, und zwar für uns alle.

Carpe diem, Deutsche Bahn! Ein ganzes neues Jahr hast du dafür aber keine Zeit. Und weitere Entgleisungen und damit verbundene Sperrungen sollte es auch keine geben. Meine Sympathie steht jedenfalls auf des Messers Schneide. Was 2012 so nun doch noch gesagt sein muss. Weil ich mit diesbezüglichem Schweigen nicht in 2013 hineingehen kann.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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