Landesbischof Theophil Wurm hat den Anstoß gegeben
1945 endete der Zweite Weltkrieg. Große Not aber blieb. Die Kirche reagierte mit der Gründung des Evangelischen Hilfswerks, das heute als Diakonisches Werk weiterwirkt. Der württembergische Landesbischof Theophil Wurm hat dazu den Anstoss gegeben.
Der frühere württembergische Kirchenpräsident und Landesbischof Theophil Wurm.Archiv der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
„In einer Stunde der Not, wie sie unser Volk … bisher nicht erlebt hat, rufe ich … die ganze evangelische Christenheit auf, dieser Not im Glauben zu begegnen.“
So warb am 31. August 1945 der württembergische Landesbischof Theophil Wurm bei der „Konferenz der evangelischen Kirchenführer“ im hessischen Treysa für den Aufbau einer kirchlichen Hilfsorganisation.
In der Tat, prägten zerbombte Städte, traumatisierte Frauen und Kinder, heimkehrende Soldaten und Kriegsversehrte, Flüchtlinge und Vertriebene das Bild in der so genannten „Stunde Null“. In weiten Landstrichen gab es zu wenige Nahrungsmittel, auch Kleidung war knapp.
Auf der Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wurde Eugen Gerstenmaier mit dem Aufbau eines Evangelischen Hilfswerks beauftragt, in Württemberg Oberkirchenrat Wilhelm Pressel.
Oberkirchenrat Wilhelm Pressel war ab Sommer 1945 für den Aufbau des Evangelischen Hilfswerks in Württemberg zuständig.Landeskirchliches Archiv Stuttgart
Noch vor der Treysaer Konferenz hatte Pressel an sämtliche Pfarrämter und Dekanatsämter Württembergs einen Erlass zur Gründung des Hilfswerks verschickt. In diesem Schreiben wurde unter anderem die Berufung von Bezirksverantwortlichen sowie der Aufbau von Bezirksbüros angeregt. Landesweit entstanden so örtliche Kleiderkammern, Suppenküchen, Lebensmittelausgaben und Beratungsstellen – die Vorläufer der heutigen Diakonischen Bezirksstellen.
Sorge um die Flüchtlinge
Der Arbeitsschwerpunkt galt ab 1946 den Millionen von Flüchtlingen, die sich nach der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 auf den Weg in den Westen gemacht hatten. Sie brauchten Lebensmittel und Kleidung sowie eine erste Unterkunft. Neben solcher akuten Nothilfe stand die seelsorgerliche Dimension. „Unsere wichtigste Sorge … ist die Eingemeindung“, hieß es in einem Rundschreiben vom Februar 1946.
Bezirkshelfer bei einem Familienbesuch in einem Notquartier.Landeskirchliches Archiv Stuttgart
Neben dem „weltlichen“ Geschäftsbereich „Notsorge, Einzelfürsorge, Heime“ entwickelte sich in Württemberg ein „kirchlicher“ Bereich: kirchlicher Wiederaufbau, Gemeindeaufbau, Volksmission, Schrifttum, was ganz der Auffassung Wilhelm Pressels entsprach. Er verstand Diakonie als volksmissionarische Chance und sah in den Flüchtlingen die Proletarier des 20. Jahrhunderts, die es für das Evangelium zu gewinnen galt.
Aus vielen Werken mach‘ eines
Im Laufe seines Wirkens musste das württembergische Hilfswerk seinen originären Auftrag ebenso klären wie sein Verhältnis zur Landeskirche und zum Landesverband der Inneren Mission in Württemberg, deren Anstalten und Einrichtungen nach dem Krieg wiederauflebten.
Die zerstörte Stuttgarter Innenstadt aus der Sicht einer britischen Bomberbesatzung.Royal Air Force Bomber Command/gemeinfrei
Letztlich führte die württembergische Landeskirche die gemeindenahe Diakonie des Hilfswerks mit den diakonischen Einrichtungen der Inneren Mission zusammen: im April 1950 wurde die Arbeitsgemeinschaft der diakonischen Werke in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gegründet. 20 Jahre später entstand durch die Fusion von Hilfswerk und Innerer Mission das Diakonische Werk der württembergischen Landeskirche.
Was bleibt
Von der Hilfswerksarbeit bleibt die bis heute gültige „Ordnung der Diakonischen Arbeit in den Kirchenbezirken“ sowie das württembergische Diakoniegesetz, das Diakonie konsequent von unten, von der Basis der Gemeinde her entfaltet.
Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( http://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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