Ein geistlicher Impuls
Der erste Advent ist ihr eigentlich der liebste der vier Adventssonntage, denn er öffnet schon den Blick auf Weihnachten, aber noch ohne den wachsenden Stress der Adventszeit, meint Rundfunkpfarrerin Lucie Panzer in ihrem geistlichen Impuls.
Pixabay / Myriams-Fotos
Der 1. Advent ist für mich der schönste Tag in der Adventszeit. Da ist es noch ruhig, finde ich. Weihnachten noch weit weg, die Mühe wegen der Geschenke auch, das Einkaufen in übervollen Geschäften, das Hin und Her wegen der Reise- und Besuchspläne in einer großen Familie. Am ersten Advent versuche ich, nicht daran zu denken. Es ist ja noch dreieinhalb Wochen hin. Ich gehe in den Gottesdienst und singe: „Macht hoch die Tür“ und „Es kommt ein Schiff geladen“. Oder ich höre wenigstens zu, so wie in diesem Jahr. Danach schmücke ich in Ruhe meinen Adventskranz und stelle ihn an seinen Platz im Wohnzimmer. Ich hänge den Adventskalender auf und stelle schon mal die Weihnachtskrippe auf, noch ohne Figuren. Für Maria und Joseph ist es noch ein bisschen früh, finde ich.
Am ersten Advent begreife ich jedes Jahr, was „Vorfreude“ heißt. Wenn Weihnachten näher rückt, spüre ich davon oft nicht mehr so viel, weil alles Mögliche zu erledigen ist und weil mir das Gedudel in den Kaufhäusern auf die Nerven geht. Heute ist das anders. Heute freue ich mich auf Weihnachten.
Dazu passt das Motto, der sogenannte Wochenspruch, der in den evangelischen Kirchen immer am ersten Advent angesagt wird: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer!“ (Sacharia 9,9) Das hat ein Prophet schon lange vor Jesu Geburt seinen Landsleuten in schwerer Zeit angekündigt. Ein armer König würde kommen, der auf einem Esel reitet statt auf einem prächtigen Pferd. Und mit dem würden andere, neue Zeiten anfangen. Dieser König würde für Gerechtigkeit sorgen, und weil alle zu ihrem Recht kommen, würde endlich Frieden sein. Er selbst würde den Armen helfen und die Traurigen trösten.
Wir Christen glauben, dass Jesus dieser König ist. Einer der den Traurigen und Armen Hoffnung gegeben hat. Einer, der seine Nachfolger gebeten hat: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, nicht nur die, mit denen du verwandt und befreundet bist. Liebt auch die Fremden und die, die euch gefährlich scheinen. Sorgt für Gerechtigkeit, damit endlich Frieden ist, weil alle genug zum Leben haben.
Die Geburt und das Leben dieses armen Königs Jesus feiern wir Christen an Weihnachten. Schön, wenn dazu die ganze Familie zusammenkommt. Aber wenn das in diesem Jahr wegen Corona nicht geht: Weihnachten ist trotzdem. Gott ist Mensch geworden, um seinen Menschen nahe zu sein. Das gilt auch in diesem Jahr! Und wir lassen es uns ein paar Tage lang besonders gut gehen, weil Jesus doch wollte, dass es den Menschen gut geht. Das kann man auch zu zehnt! So sehe ich übrigens auch die vielen Spendenaufrufe, die mir in diesen Tagen ins Haus flattern: Brot für die Welt, Adveniat, Kindernothilfe, Welthungerhilfe… Ich kann mithelfen, dass auch andere genug zum Leben haben. Wie schön.
Der erste Advent ist der schönste in der ganzen Adventszeit. Versuchen Sie es mal: Genießen sie ihn in aller Ruhe!
Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
Bitte lesen Sie den ganzen Text auf der Originalseite des Feeds – zur Quelle