Interview mit Kirchenrat Klaus Rieth zum Tag der weltweiten Kirche
Pfingsten ist das Fest des liebevollen Geistes Gottes, der keine Grenzen kennt und alle Menschen trösten, verbinden und für Gottes Gegenwart öffnen will. Damit ist Pfingsten zugleich so etwas wie das Geburtstagsfest der Kirche. An Pfingsten danken Christen Gott dafür, dass er seinen Geist allen Menschen gleich welcher Sprache und Herkunft in vollem Maße schenkt. Und sie fühlen sich an diesem Tag in besonderer Weise mit allen Christen weltweit verbunden – vor Allem mit den Kirchen, die unter Verfolgung, Armut und in diesem Jahr der Corona-Pandemie leiden. Zum Tag der weltweiten Kirche an Pfingstmontag spricht Kirchenrat Klaus Rieth in unserem Interview über Kirchen in schwieriger Lage. Klaus Rieth leitet im Oberkirchenrat das Referat Mission, Ökumene und Entwicklung.
Hinweis: Den diesjährigen Gottesdienst zum Tag der weltweiten Kirche feiert am Pfingstmontag, 24. Mai, um 11.00 Uhr Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in der Stuttgarter Stiftskirche. Der Gottesdienst wird auch als Livestream im Youtube-Channel der Landeskirche übertragen. Sie finden ihn auch hier unter dem Interview mit Kirchenrat Klaus Rieth.
Interview mit Kirchenrat Klaus Rieth
Tag der weltweiten Kirche 2021 – was bewegt Sie an diesem Tag in besonderer Weise?
Klaus Rieth: Ich bin froh, dass wir diesen Tag der weltweiten Kirche am Pfingstmontag überhaupt feiern können, auch wenn die Bedingungen nicht optimal sind. Im Normalfall ist die Stiftskirche in Stuttgart brechend voll. Das ist ein Zeichen für das Bedürfnis bei unseren internationalen Gemeinden sich zu begegnen. Aber es feiern immer auch sehr viele ökumenisch engagierte Menschen aus der Landeskirche mit.
Gibt es Kirchen, die gerade besonders unserer Hilfe und Fürbitte brauchen?
Klaus Rieth: Fast alle internationalen Gemeinden, mit denen wir hier in Württemberg verbunden sind, haben es in ihren Heimatländern gerade sehr schwer. Zum Beispiel denke ich an Nigeria, wie schwierig es dort für Christen ist, in Frieden zu leben. Uns wird von zahlreichen Übergriffen im Norden Nigerias berichtet, wo Christen verfolgt werden und nicht in Sicherheit und Frieden leben können. Und das hat natürlich auch Auswirkungen auf die nigerianische Gemeinde hier bei uns. Ebenso haben wir eine starke syrisch/assyrische Gemeinde, die in der Südtürkei und im Nordirak lebt. Von dort erreichen uns furchtbare Nachrichten von großer politischer Instabilität und purer Lebensnot.
Wie kommen die internationalen Gemeinden in Württemberg mit den Einschränkungen aufgrund von Corona zurecht?
Klaus Rieth: Viele Gemeinden haben sehr schnell voll auf digitale Arten der Begegnung umgestellt, so dass sie sich nicht mehr räumlich treffen mussten. Zum Teil waren die Gemeinden auch schon daran gewöhnt, sich sonntags vor dem PC zu versammeln. Das hat vielen Gemeinden geholfen, Kontakt zu halten. Vielleicht kann das in der Rückschau die Gemeinden sogar vorangebracht haben, die ja doch zum Teil sehr verstreut leben.
Und wie wirkt sich die Pandemie in unseren Partnerkirchen weltweit aus?
Klaus Rieth: Das ist sehr unterschiedlich. Wir hören zum Beispiel aus Südafrika, dass die Herrnhuter Kirche, die Moravian Church, ihre Pfarrer nicht mehr bezahlen kann, weil die Finanzierung fast ausschließlich auf den Gottesdienstopfern basiert. Nun können die Menschen nicht mehr zum Gottesdienst gehen, das Opfer fällt aus. Und so geht es auch vielen Kirchen in anderen Ländern, die auf die Kollekte am Sonntag angewiesen sind. Auch bei unserer Partnerkirche in Slowenien fehlt massiv Geld, Gehälter werden gekürzt. Wir versuchen, im einen oder anderen Fall auszuhelfen. Aber das kann die Probleme nicht lösen. Diese Kirchen sind in einem sehr kritischen Zustand.
Wie kann die Landeskirche dort helfen?
Klaus Rieth: Da ist es auch unsere Aufgabe, die Partner zusammenzubringen – wir nennen das Süd-Süd-Austausch. Zum Beispiel haben wir von einer Partnerkirche in Japan gehört, die Geld gespendet hat für Corona-Hilfen einer anderen Partnerkirche in Indonesien. Es wirkt enorm, dass wir hier ein weltweites Netz haben.
Wie entwickelt sich denn die religionspolitische Lage unserer Partnerkirchen?
Klaus Rieth: Wir beobachten da durchaus Veränderungen. Beispiel Ungarn mit seiner sehr rigiden Flüchtlingspolitik. Dort gibt es extrem engagierte Kirchen, etwa die lutherische und die reformierte Kirche, die Flüchtlingen aufgrund ihrer christlichen Überzeugung helfen. Und die geraten dadurch automatisch in Konflikt mit dem Staat. Da prallt das Diakonische dann oft auf das Politische. Wir versuchen, diese Kirchen wenigstens finanziell zu unterstützen, damit sie ihre Arbeit machen können, die schon schwierig genug ist.
Was können Einzelne, Gruppen und Kirchengemeinden jetzt tun, um Partnerkirchen in dieser sehr speziellen Situation zu unterstützen?
Klaus Rieth: Ganz wichtig ist es, bestehende Kontakte zu pflegen und nachzufragen, wie es dort geht. Wir merken, dass das für die Menschen sehr wichtig ist. Viele Kirchen bitten uns: „Betet für uns, wir spüren das. Das hilft uns.“ Und was finanzielle Unterstützung angeht, sind oft schon kleine Dinge sehr hilfreich. Ein Beispiel: Wir haben gerade eine Hilfsbitte aus Beirut im Libanon auf dem Tisch, bei der es darum geht, die zerstörte Stützmauer eines Friedhofs in abschüssigem Gelände zu reparieren. Teile des Friedhofs drohen abzurutschen. Das ist ein Friedhof mit christlichen, muslimischen und jüdischen Gräbern. Hier kann jetzt also eine relativ kleine Summe von ein paar tausend Euro eine große Wirkung haben – sogar im interreligiösen Miteinander.
Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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