Dieter Kaufmann neuer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste
Einfach nur die Hände in den Schoß legen – das kommt für den Oberkirchenrat i. R. und früheren Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Werks Württemberg Dieter Kaufmann auch im Ruhestand nicht in Frage. Anfang Juni ist er in Berlin für sechs Jahre zum Vorsitzenden der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) gewählt worden. Was er sich für das neue Amt vorgenommen hat, berichtet er im Interview.
elk-wue.de: Unsere Gesellschaft scheint vielfältiger und selbstbetonter zu werden. Inwiefern sind missionarische Dienste noch – oder gerade – zeitgemäß?
Dieter Kaufmann: Die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) bildet die Vielschichtigkeit ab, in der das Evangelium verkündigt wird. Diese Verkündigung, ob’s durch die Landeskirche oder freie Werke ist, stellt sich immer auf die Menschen ein. Sie hören Dinge, die sie in ihrer Zeit und Lebenswelt ansprechen. Deshalb ist diese Arbeit höchst aktuell. Missionarisch heute verstanden heißt ja, die Verheißung Gottes in das Gespräch mit den Menschen zu bringen – und das ist natürlich unbedingt notwendig für unsere Gesellschaft.
Also weit weg vom alten Bild einer strengen und harschen Missionierung früherer Jahrhunderte?
Dieter Kaufmann: Man hat heute ganz unterschiedliche Formen. Wenn Sie überlegen, dass in der AMD neben den Landeskirchen mit ihren Ämtern auch sehr unterschiedliche freie Werke gebündelt sind – vom CVJM und Jugendwerken über die Männerarbeit, Missions- und Diakoniewerke bis hin zum Kirchentag – dann sehen Sie die große Bandbreite. Sie sind eng verbunden im Auftrag. Die AMD setzt missionarische Impulse. Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen sollen zu Orten werden, an denen Menschen ihr Leben Jesus Christus anvertrauen.
Auf welche Aufgaben freuen Sie sich besonders?
Dieter Kaufmann: Ich freue mich besonders darauf, dass im Miteinander der AMD mit der Diakonie Deutschland, wo sie schon immer angesiedelt ist, und der EKD etwas zusammenfließt – dass man hier die Frage der missionarischen Kirchenentwicklung und diakonischen Profilbildung verbindet. Denn ich glaube, dass die Kirche der Zukunft eine diakonisch-missionarische sein wird. Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen sind miteinander im Blick. Das sind die Orte, wo das Evangelium verkündigt wird. Um dieses Miteinander zu stärken, wurde midi gebildet, wo ich auch im Kuratorium sitze.
Ich glaube, dass die Kirche der Zukunft eine diakonisch-missionarische sein wird.
Wie lässt sich das neue Ehrenamt zum Beispiel mit der EKD-Ratsmitgliedschaft verbinden? Welche Synergien sehen Sie hier?
Dieter Kaufmann: Die Erfahrungen in der EKD durch meine Ratsmitgliedschaft und in der Diakonie Deutschland als Vorsitzender des Ausschusses Diakonie verbinden sich im Gesamtzusammenhang der AMD – im Wissen darum, dass wir in einer Gesellschaft unterwegs sind, in der die verschiedenen Formen von Kirche alle Energien und all ihr Wissen zusammentun müssen, um Kirche Jesu Christi zu bauen. Gerade im diakonischen Bereich gibt es quer durch alle Frömmigkeitsrichtungen ein großes Engagement, und das ist eine große Chance.
Welche Schwerpunkte möchten Sie setzen?
Dieter Kaufmann: Eine besondere Aufgabe sehe ich darin, dass genau das, was midi darstellt – also missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung – gut weiterhin entwickelt wird. Ich hatte das große Glück, dass ich mich vor seinem Tod noch intensiv mit meinem AMD-Amtsvorgänger, dem badischen Alt-Landesbischof Ulrich Fischer austauschen konnte. Es war gerade dieser Akzent, der auch ihm besonders am Herzen lag, und ich liege da ganz auf seiner Linie.
Welches Beispiel fällt Ihnen ein?
Dieter Kaufmann: Die Gremien-Spiritualität, die aus der AMD gekommen ist und in midi weiterentwickelt wurde. Wie gestalte ich ein Gremium so, dass es im Miteinander geistliche Formen findet? Wie kann ich zum Beispiel in bestimmte Fragestellungen immer wieder auch die theologische Reflexion einbringen?
Bleibt neben Ihrem Engagement noch genug Zeit für den Ruhestand und die Familie?
Dieter Kaufmann: Ja, das ist ein schönes Ehrenamt, das im Ruhestand wunderbar zu bewältigen ist.
DIETER KAUFMANN schlug 1974 zuerst den Weg eines Bezirksnotars ein, entschied sich dann aber 1975 für das Theologiestudium. Nach seinem ersten theologischen Examen 1981 war er Vikar in Stuttgart, ab 1983 Pfarrer und Dozent in Ludwigsburg, Landesjugendpfarrer und Dekan in Esslingen. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2020 amtierte er elf Jahre als Oberkirchenrat und Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Neben weiteren Ehrenämtern ist Kaufmann Vorsitzender des Ausschusses Diakonie der Diakonie Deutschland, Mitglied im Aufsichtsrat des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung sowie Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Die ARBEITSGEMEINSCHAFT MISSIONARISCHE DIENSTE (AMD) setzt sich nach eigenen Angaben aus den Ämtern für missionarische Dienste beziehungsweise Ämtern für Gemeindedienst aller 20 EKD-Gliedkirchen zusammen. Auch die Missionarischen Dienste der Reformierten Kirche sind in ihr vertreten, dazu 70 selbstständige Werke und Verbände unter dem Dach der Evangelischen Kirche. Die Delegiertenversammlung der AMD wählt alle sechs Jahre einen neuen Vorsitzenden und die Mitglieder des Vertrauensrates. Hier ist die württembergische Landeskirche vertreten mit Pfarrer Steffen Kern, dem zukünftigen Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbands, und Tobias Schneider, dem Leiter der Missionarischen Dienste der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die aktuell elf Mitglieder legen Aufgaben und Schwerpunkte der AMD-Arbeit fest. Die AMD ist gemeinsam mit der EKD und der Diakonie Deutschland Trägerin der Ev. Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi).
Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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