Geistlicher Impuls zum 3. Advent von Kirchenrat Dr. Jörg Schneider
Der Advent ist eine Zeit voller Vorfreude, Spannung, Erwartung. Auf der Straße und hinter verschlossenen Türen herrscht regsame Betriebsamkeit. Ist es wichtig, ob diese Türen groß oder klein sind oder ist es doch wichtiger, was hinter diesen geschieht? Darüber hat sich Kirchenrat Dr. Jörg Schneider in seinem geistlichen Impuls zum 3. Advent Gedanken gemacht – Auslöser dafür war das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“.
Samstags im Advent, Innenstadt. Letzte verstreute Stände vom ehemaligen Weihnachtsmarkt säumen da und dort die Allee, sind beleuchtet, verkaufen Schmuck und Stollen, Bürsten und Börsen. Sie verbreiten wenigstens etwas Atmosphäre. Die Einkaufsmeile ist geteilt. Eine Menge Menschen geht in der Mitte und strebt irgendwelchen Zielen zu. An den Seiten reihen sich Schlangen. Die einen stehen für Corona-Tests an, die anderen warten auf Einlass in die Läden. In einem zugigen Eingang steht ein einsamer Trompeter. Ich erkenne die Melodie, fange an, beim Vorübergehen mit zu summen: „Macht hoch die Tür, die Tohohr macht weit; es kommt der Herr der Heherrlichkeit; ein König aller Königreich.“ Wie der Klang schwächer wird, denke ich mehr über den Text nach. Eine Tür hochmachen – wie soll das gehen? Handelt es sich um ein Rollgitter? Um ein Garagentor? Und was heißt, ein Tor weit zu machen? Wie ein Hangar, um einen Jet unterbringen zu können? Oder reicht die Breite einer Einfahrt in die Tiefgarage? Was ist dagegen mit den engen Durchlässen in die Testzelte und was ist mit den halb geöffneten Glastüren an den Geschäften mit den Kontrolleuren? Da kommt man dieser Tage nicht mehr als König Kunde, sondern als der soundsovielte Besucher, der auf Quadratmeter Platz umgerechnet wird.
Eine Freude, die sogar gar kein Maß kennt
Ich stelle mir die Stalltüre in Bethlehem vor. Da stand vermutlich auch jemand davor und sagte zu den Hirten: Psst, nicht so laut! Oder: Macht die Tür dann gleich wieder zu, es zieht sonst! Vielleicht auch: Drängelt nicht so, einer nach dem anderen! Oder: Den Esel kannst Du nicht mit reinnehmen, da ist schon einer drin, aber da drüben gibt’s ’ne Laterne zum Anbinden. Aber keiner wird gesagt haben: Hast Du eine Eintrittskarte? Darfst Du hier überhaupt rein? Die Stalltüre war ziemlich sicher schmal und niedrig. Und es herrschte wohl ein Kommen und Gehen, Hälse-Recken und Blicke-Erhaschen. Aber heimgegangen sein werden alle mit geöffneten Augen, weiten Herzen und hoher Stimmung. Dieser König brauchte keine Kutsche und kein gepanzertes Fahrzeug. Er ging durch die schmale niedrige Stalltür hinaus in die Welt, genau genommen wurde er sogar hinausgetragen, und alle mussten sich wohl bücken, um durchzukommen. Und denen, die ihn gesehen haben, genügte das. Über die Größe der Tür und der Tore im Lied ist nämlich nichts gesagt. Es kommt nicht auf die äußeren Maße an. Die Höhe und Weite beschreiben eine Freude, die sogar gar kein Maß kennt.
Auf das Fest vorbereiten
Es ist immer noch Samstag, immer noch Einkaufsmeile. Ich gehe an den Schlangen vorbei. Ich sehe dieselben Menschen. Sie stehen nach wie vor an engen Durchlässen, hinter denen kein Stall mit einem König ist. Aber die Menschen freuen sich auf etwas. Die meisten freuen sich auf Größeres als das, was sie direkt hinter den Türen erwartet. Sie machen Besorgungen, um anderen oder sich eine Freude zu machen, sie bereiten sich auf ein Fest vor, so gut es geht. Auf je ihre eigene Art weitet ihnen die Adventszeit die Sinne und vielleicht auch die Augen und lässt das Herz höher schlagen. Auf je ihre eigene Art spüren sie, dass etwas in der Luft liegt, eine gewisse Spannung. Was kommt? Wer kommt? Macht hoch die Tür, die Tor macht weit ….
Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
Bitte lesen Sie den ganzen Text auf der Originalseite des Feeds – zur Quelle