Digital vermitteltes Abendmahl, Bischofsabschied, Bericht der Gleichstellungsbeauftragten und vieles andere
Stuttgart. Am 8. und 9. Juli trafen sich die 91 Synodalen der 16. Württembergische Landessynode im Stuttgarter Hospitalhof präsentisch zu ihrer Sommertagung.
In der aktuellen Stunde diskutierten die Synodalen das Thema „Der Krieg in der Ukraine und unsere Verantwortung als Kirche“ in sehr persönlichen Statements. Als besondere Herausforderung für Christen wurde das weit verbreitete Gefühl der Hilflosigkeit, der Aufruf Jesu zur Feindesliebe und das anhaltende Gebet benannt – neben bestmöglicher Unterstützung der vom russischen Angriffskrieg Betroffenen und Geflüchteten. Ein Synodaler appellierte, die Kontakte zu den russisch-orthodoxen Gemeinden bei uns nicht abreißen zu lassen. Dort gebe es viele Menschen, die die von Patriarch Kyrill verfolgte Linie, dem Krieg eine religiöse Dimension zu geben, nicht teilten. Ein anderer meinte, es sei falsch, jetzt russische Künstler und Sportler abzustrafen, es sei denn sie stünden klar und eindeutig auf der Seite Wladimir Putins. Denn nur die Menschen in Russland könnten Putin stoppen. Auch an Geflüchtete aus anderen Ländern wurde erinnert. Sie dürften nicht aus dem Blick geraten. Die aktuelle Stunde mündete in ein Friedensgebet unter Leitung von Synodalpräsidentin Sabine Foth und Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July.
Diesmal berieten die Synodalen unter anderem über Mittel zur Fluchtursachenbekämpfung in den Herkunftsländern, wofür im Haushalt 3 Mio. Euro Unterstützung für 2023 beschlossen wurden.
Ein weiteres wichtiges Thema war die kirchenrechtliche Regelung eines digital vermittelten Abendmahls. Das notwendige kirchliche Gesetz für Abendmahlsfeiern im Rahmen von Gottesdiensten mittels Videokonferenzsystemen konnte die Synode nach intensiven Beratungen mit großer Mehrheit beschließen.
Auch ökonomische Themen spielten eine wichtige Rolle. Im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung wurden für 2023 rund 8 Mio. Euro für Maßnahmen außerhalb des Haushalts beschlossen, etwa die Einrichtung eines Popkantorats, die weitere Förderung der Bahnhofsmission, Zukunftsgutscheine für Langzeitarbeitslose, das Projekt „Kirche entwickeln im Quartier” und vieles mehr (siehe auch www.elk-wue.de).
Die Landessynode beschloss zudem die Umstellung des landeskirchlichen Haushalts auf Doppelhaushalte für jeweils zwei Jahre, beginnend schon 2023.
Die Modernisierung der kirchlichen Verwaltung und auch die Gesamtstrategie für das Themenfeld „Kirche der Zukunft – neue Aufbrüche“ standen auf der Tagesordnung.
Mit großem Interesse nahmen die Synodalen den Bericht der Beauftragten für Chancengleichheit, Ursula Kress, entgegen. 2013 habe die Synode beschlossen, eine freiwillige Quote einzuführen. Das Büro für Chancengleichheit führe seitdem Statistiken über Frauen in Leitungspositionen. Ein Vergleich der Zahlen von 2018 und 2022 in Bezug auf den Frauenanteil in den Führungsgremien der Landeskirche habe eine teils beachtliche Steigerung des Frauenanteils in vielen Leitungsgremien ergeben.
Zu den Schwerpunkten des Büros für Chancengleichheit gehören auch die Aufarbeitung und Hilfen im Falle sexualisierter Gewalt.?Das Büro für Chancengleichheit führe Schulungen durch, was Prävention vor sexualisierter Gewalt angehe, berichtete Kress weiter. Präventionskonzepte seien auf den unterschiedlichen kirchlichen Ebenen vorgeschrieben und die Nachfrage nehme weiterhin zu. Alle Dekaninnen und Dekane würden bereits geschult, für neuberufene Dekaninnen und Dekane sei ein jährlicher Schulungstag implementiert worden. Alle Verwaltungsstellenleitenden sollten ebenfalls eine Schulung erhalten. Für Ausbildungen Verantwortliche sollten Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt in Ausbildungspläne aufnehmen. Für das Schulungskonzept „hinschauen-helfen-handeln“ sollten für die Implementierung vor Ort in zwei Kursen im Jahr 2023 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet werden.
Am 2. April 2022 habe zudem das erste Betroffenenforum im Hospitalhof stattgefunden.
Mit einem Rückblick auf seine 17-jährige Amtszeit verabschiedete sich Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July von der Landessynode. „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28), dieses Wort soll über dem Gottesdienst zu seinem Abschied und zur Einsetzung des neuen Landesbischofs Ernst-Wilhelm Gohl am 24. Juli stehen, so July. Dieses Wort habe ihn nicht nur begleitet, sondern ihm auch in krisenhaften Situationen Gelassenheit geschenkt. Auch in Debatten über Strukturen oder Mitgliederverluste. July betonte: „Wo wir den Anspruch des Evangeliums übersehen, wird unser Handeln hohl und selbstbezogen. Ohne Energie und Leuchtkraft.“
Seinen Bischofsdienst habe er als Amt und Dienst der Einheit verstanden. Es gehe ihm nicht um eine künstliche Harmonisierung, sondern darum „aus dem Geist unserer Beauftragung und Sendung einen gemeinsamen Weg der je Verschiedenen zu finden.“ Das sei keine laue Sache, sondern eine herausfordernde Positionierung.
July betonte, „Weltweite Kirche“ und Ökumene gehören zur Identität der württembergischen Landeskirche. Kirche Jesu Christi habe immer diesen globalen Bezug. Zum einen hochkonzentriert vor Ort in der Ortsgemeinde, in den Weg-Gemeinschaften mit Menschen, die im Miteinander eines Quartiers, eines Lebensraumes leben, dann auch im Gestaltungsraum einer Landeskirche – aber eben auch in der Partnerschaft mit anderen Christinnen und Christen in der Welt.
July dankte der Synode für den enormen ehrenamtlichen Einsatz in der Synodalarbeit. Er habe es geschätzt, dass sie miteinander kritisch konstruktiv aber auch in Gottesdiensten und Andachten betend beieinander waren. Danach vertagte er zum letzten Mal die Synode.
Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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