Interview mit der Mesnerin Ute Siller aus Heilbronn-Klingenberg
An Weihnachten hat Ute Siller aus der evangelischen Kirchengemeinde Heilbronn-Klingenberg besonders viel zu tun. Wie ihre Mutter und ihre Großmutter arbeitet sie als Mesnerin der Gemeinde. Sie ist es, die die Kirche aufschließt und putzt. Sie läutet die Glocken und dekoriert den Kirchenraum. An Heiligabend muss sie darauf achten, ob das Equipment für das Krippenspiel und den Gottesdienst funktioniert und alle Gottesdienstbesucherinnen und -besucher einen Platz finden. Obwohl für sie viele Aufgaben anfallen, ist für sie Weihnachten „das Höchste“. Ein Interview mit der Mesnerin über Weihnachten aus ihrer Sicht.
Welche Aufgaben fallen an Weihnachten für Sie an?
Ute Siller: Gestern war ein Schulgottesdienst. Ich habe die Glocken geläutet und geheizt. Es war ein sehr schöner Gottesdienst und die Kinder haben richtig toll mitgemacht, zum Beispiel beim Fürbittengebet. Am Montag haben Gemeindeglieder die Krippe aufgebaut. Wir zeigen sie zum ersten Mal erst ab Heiligabend.
Ich bereite schon die Deko vor und hole sie vom Speicher. Ich stelle zum Beispiel immer Kerzen in mit Sand gefüllten Einmachgläsern außen an die Treppe oder an die Fensterbank, damit die Kirche schön beleuchtet ist. Deshalb muss ich kontrollieren, ob sie sauber sind und ich genug Kerzen habe.
Was müssen Sie noch erledigen?
Ute Siller: An Heiligabend werden bei uns Kerzen mit einem Tropfschutz verteilt. Wir waren dieses Jahr spät mit dem Bestellen dran und haben darauf gewartet, dass endlich die Lieferung kommt, damit ich die Tropfschützer an die Kerzen machen und die Kerzen in Kisten verpacken kann. Jetzt ist sie da. Vor dem letzten Lied, meistens „Stille Nacht“, werden die Kerzen ausgeteilt. Das ist bei uns eine Tradition.
Weil die Kirche an Heiligabend voll ist, habe ich immer Bammel, dass etwas passiert und eine Kerze herunterfällt. Am Anfang habe ich immer einen Wassereimer in die Kirche gestellt. Aber es sieht immer schön aus, wenn ich oben von der Türe aus sehe, wie die Menschen mit den Kerzen in der Hand nach Hause gehen. Für mich bedeutet es, dass sie das Licht der Hoffnung von Weihnachten mit nach Hause nehmen und wollen, dass Frieden bei ihnen einkehrt.
Wie sieht Ihr Heiligabend aus?
Ute Siller: Am 24. Dezember haben wir zwei Gottesdienste. Ich lege morgen meistens die Liedblätter aus und richte die Gesangbücher. Dafür muss ich einen Teil der Gesangbücher aus dem Gemeindehaus in die Kirche bringen. Dann kehre ich den Hof. Wenn es glatt wird, streue ich und räume den Schnee. Außerdem richte ich den Blumenschmuck. Das mache ich am Tag vorher oder an Heiligabend morgens. Außerdem muss ich das Glockengeläut und die Heizung vorprogrammieren. Außerdem teste ich die Mikrofone.
Zum ersten Gottesdienst mit Krippenspiel am Nachmittag komme ich rund eineinhalb Stunden vorher. Denn auch die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher kommen früh, weil sie einen guten Platz haben möchten. Viele Eltern wollen ihren Kindern zusehen, die beim Krippenspiel mitmachen.
Ute Siller: Können Sie loslassen, wenn der Gottesdienst beginnt?
Wenn ich es läuten höre, weiß ich, dass ich die Glocken richtig einprogrammiert habe. Da bin ich dann schon mal beruhigt. Aber so entspannt bin ich nicht. Ich weiß ja, dass viele Gottesdienstbesucher kommen.
Meine Aufgabe ist es dann, dass alle einen Platz bekommen. Manchmal trauen sich die Gottesdienstbesucher nicht, sich vorne hinzusetzen, obwohl dort noch Platz ist. Manchmal haben wir schon Stühle dazugestellt, wenn die Bänke nicht ausgereicht haben. Aber ein Fluchtweg muss immer frei bleiben. Das verstehen nicht immer alle und es kam schon vor, dass ein Gottesdienstbesucher einfach selbst Stühle geholt hat.
Außerdem muss ich immer danach schauen, ob die Menschen alles haben, was sie brauchen. Ich hoffe immer, dass nichts passiert und keinem schlecht wird. Wenn eine Person während des Gottesdienstes herausgeht, gerade Besucherinnen und Besucher mit Kindern, frage ich sie, ob ich das Gemeindehaus aufmachen soll, damit sie sich ein bisschen dort hineinsetzen können.
Wo sitzen Sie?
Ute Siller: Ich sitze immer oben auf der Empore links auf dem ersten Stuhl. Denn dort ist die Steuerung der Glocken und der Heizung. Wenn die Heizung zum Beispiel auf zwei Stunden programmiert ist und ich merke, dass es zu warm wird, kann ich sie ausmachen. Außerdem habe ich dort einen Überblick über die Kirche.
Wenn der erste Gottesdienst vorbei ist, müssen wir schnell aufräumen und dann geht es weiter mit dem zweiten um 17.30 Uhr. Er ist ein bisschen besinnlicher und ich kann herunterkommen.
Ist schon einmal etwas schief gegangen?
Ute Siller: Einmal waren wir an Heiligabend alle in der Kirche, die Elektrokerzen am Christbaum waren an. Aber im zweiten Gottesdienst funktionierten plötzlich die Lichter nicht mehr. Ich habe an den Kerzen herumgedreht, den Stecker in die Steckdose gesteckt und wieder herausgezogen und gedacht: „Das kann doch jetzt nicht wahr sein.“ Glücklicherweise kam mein Vater in die Kirche und ich habe ihn um Hilfe gebeten. Und er hat sie wieder anbekommen.
Ein anderes Mal: Ich zünde vor den Gottesdiensten überall Kerzen an, zum Beispiel am Taufstein und draußen. Vor ein paar Jahren, als ich gerade am Anzünden war, sind plötzlich sehr schnell die Gottesdienstbesucher gekommen – und auf einmal ging mein Feuerzeug nicht mehr. Ich habe einen Gottesdienstbesucher, den ich kannte, gefragt: „Du hast doch bestimmt ein Feuerzeug?“ Er hat dann sogar angeboten, selbst die Kerzen anzuzünden. Es gibt schon ein paar Aufregungen, wenn es eigentlich schnell gehen muss.
Welche Aufgaben mögen Sie am liebsten?
Ute Siller: Ich schmücke und dekoriere sehr gerne. Diese Woche habe ich mit der Familie einer Kirchengemeinderätin, die sich immer um den Christbaum kümmert, neben dem Altar den Christbaum aufgestellt. Gestern haben wir ihn mit Elektrokerzen und Strohsternen geschmückt. In der Kirche legen wir auch Zweige ans Fenster. Und ich lege kleine Tannenzweige um den Taufstein und stelle Teelichter auf. Es gefällt mir, wenn alles dekoriert ist.
Wie ist es für Sie, an Heiligabend und Weihnachten zu arbeiten?
Ute Siller: Als Mesnerin weiß ich, dass an Weihnachten mehr Aufgaben dazukommen. Aber ich erinnere mich noch an das erste Weihnachten, als die Kinder klein waren und ich Mesnerin war. Wir sind zu meinen Eltern gegangen, haben gegessen und mit den Kindern die Bescherung gefeiert.
Ich habe mich so bemüht, dass alles klappt und war froh, dass alles gut gelaufen ist. Doch dann hat mein Sohn, der damals ungefähr sechs Jahre alt war, zu mir gesagt: „Weihnachten war immer so schön, aber dieses Jahr war es gar nicht schön.“ Da war ich als Mutter natürlich sehr betroffen. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass ich an Weihnachten viel zu tun habe. Danach hat er selbst beim Krippenspiel mitgemacht und war beschäftigt. Unsere Kinder sind da hineingewachsen. Die Familie muss bei so einer Aufgabe dahinterstehen.
Wenn ich alle Kerzen angezündet habe und die Menschen langsam kommen, wird es für mich richtig Weihnachten. Ich freue mich jedes Jahr auf Weihnachten, Weihnachten ist für mich das Höchste.
Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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