Kurschus: „Wir müssen widersprechen“

EKD-Ratsvorsitzende erinnert an Opfer des Nationalsozialismus

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, hat anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) zu mehr Wachsamkeit vor Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit aufgerufen.
 
„Die Vergangenheit vergeht nicht. ‚Du bist anders, deshalb darfst du nicht sein!‘: Das ist der klägliche und gleichzeitig bedrohliche Wahn, der heute immer noch, sogar zunehmend, Angst, Hass, Gewalt, Mord hervorbringt. Er verkennt die Gleichheit aller Menschen, die jeder Ungleichheit vorausgeht. ‚Alle Menschen sind Brüder und Schwestern‘, hat Inge Auerbacher vor einem Jahr im Bundestag gesagt. Daran erinnere ich heute“, so Kurschus. Der antisemitische, rassistische, antiziganistische Wahn sei entsetzlich und zersetzend. Er könne jeden Menschen treffen, denn er baue auf Zuschreibungen. „Auf keinen Fall nehmen wir diesen Wahn hin“, so Kurschus. „Wir müssen widersprechen, handeln und die Betroffenen schützen, ganz konkret, wo immer solche Reden geschwungen werden, am besten noch bevor Taten daraus werden. Und zwar zuerst bei uns selbst, denn unsere Kirchen sind nicht frei von Antisemitismus, Rassismus, Antiziganismus“, so Kurschus weiter. Antisemitismus zerstöre das Fundament, auf dem Christinnen und Christen stehen“, sagte Kurschus. „Es ist tägliche Aufgabe eines jeden und einer jeden, judenfeindliches Denken zu bekämpfen, das immer noch tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, und immer wieder neu bei Angriffen auf jüdische Menschen und Gebäude zum Vorschein kommt.“

Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus sei Stachel im Fleisch und erinnere an diese Aufgabe. „Er proklamiert zugleich die Würde all der Menschen, die auf Grund ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer politischen Überzeugung oder anderer Einstellungen zum Leben entwürdigt, verfolgt, ermordet wurden. Die Erinnerung an das Unrecht, das sie erlitten haben, ist für uns Ansporn, uns unbeirrt für die Menschenwürde einzusetzen“, so Kurschus.

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden. Seit 1996 ist der 27. Januar nationaler Gedenktag der Bundesrepublik Deutschland, seit 2005 ist er offizieller Holocaust-Gedenktag der UNO. In zahlreichen Kirchengemeinden wird der Gedenktag mit Gottesdiensten und Veranstaltungen begangen.

Hannover, 26. Januar 2023

Pressestelle der EKD 
Carsten Splitt
 

Quelle: Evangelische Kirche in Deutschland: Presse ( https://www.ekd.de/rss/presse.xml?)
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