12.10.2022 Mit Simon und Luise durchs Konfi-Jahr

Station 4 – Januar 2023: Wohnungslosigkeit und Armut in Stuttgart – ein besonderer Stadtspaziergang

Simon und Luise Meyer (beide 14 Jahre alt) sind Zwillings-Geschwister und bereiten sich im Konfirmationsjahr 2022/23 auf ihre Konfirmation vor. Hier auf elk-wue.de begleiten wir die beiden durch ihre Konfirmations-Zeit hindurch mit Einblicken in ihr Leben als Konfis.

Station 4: Wohnungslosigkeit und Armut in Stuttgart – ein besonderer Stadtspaziergang

Ende Januar nahmen die beiden Konfis Luise und Simon Meyer aus der Sarahkirchengemeinde zusammen mit ca. 50 anderen Konfis an einem besonderen Stadtspaziergang teil: Pfarrerin Stephanie Hecke von der Evangelischen Gesellschaft eva führte sie durch Stuttgart und sprach mit ihnen über Menschen, die ganz anders leben als sie selbst. Es ging um Wohnungslosigkeit, Armut, Sucht und Prostitution. Luise und Simon hörten zum Beispiel am Rand einer Unterführung an der Theodor-Heuss-Straße Fragen wie: Wo würdet ihr euch hier einen Schlafplatz suchen, wenn ihr kein Zuhause hättet?

Simon war nicht überrascht darüber, dass es so viel Armut in Stuttgart gibt: „Wir sind ja hier in einer Großstadt“. Aber die Unterschiede zwischen Arm und Reich so zu sehen, hat ihn beeindruckt. Wie Menschen ohne Wohnung in der Stadt ihr Überleben meistern, hat in Luise und Simon Respekt und Verständnis für deren Leben geweckt. „Uns war vorher nicht bewusst, unter welchen Umständen die Obdachlosen hier leben“, sagten sie.

In der Innenstadt und im Leonhardsviertel ging es um Armut, Sucht und Prostitution. Woher würdet ihr Geld bekommen? Was glaubt ihr, was Drogen kosten? Auf solche Fragen suchten die Konfis Antworten.

„Ich bin ziemlich geschockt darüber, so schlimm habe ich es mir nicht vorgestellt“, sagte Luise. Sie ist froh über die verschiedenen Hilfsangebote. Eines hat sie besonders betroffen gemacht: „Dass Menschen ihren Körper verkaufen müssen, um sich etwas zu essen kaufen zu können.“  

Der Spaziergang endete an der Leonhardskirche, wo die Jugendlichen von Pfarrerin Hecke von der Vesperkirche erfuhren. „Für nur einen Euro können die Menschen in die Kirche gehen, aus der die Bänke herausgeräumt werden, und jeder zu essen und zu trinken bekommt. „Sogar einen Tierarzt gibt es da, der sich um die Hunde kümmert, das finde ich super!“, sagte Simon.  

Auch bei den Konfis liegen die ernsten und frohen Momente nah beieinander: Bald gehen sie auf Konfifreizeit: „Da freuen wir uns total drauf!“

Hintergrund:

Pfarrerin Stephanie Hecke von der eva führt regelmäßig Konfigruppen auf einem sozialen Stadtspaziergang durch Stuttgart. Ihr geht es darum, den jungen Menschen zu vermitteln, wie andere Jugendliche leben – der Weg führt durch die Innenstadt und behandelt die Themen Armut, Sucht, Wohnungslosigkeit und Prostitution. Auf dem Stadtspaziergang wird Diakonie als Teil der Kirche erlebbar, die sich Menschen in schwierigen Lebenssituationen zuwendet. Im Kontakt mit den Jugendlichen erlebt sie bei den Jugendlichen viel Feingefühl , aber auch Überraschung darüber, vor welch großen Herausforderungen andere Jugendliche in ihrer Stadt stehen.


Vor Weihnachten erlebten Luise und Simon Meyer mit ihrer Konfi-Gruppe festliche Momente, aber auch solche, die sie nachdenklich stimmten. Bild: Beatrix Meyer-Bode

Station 3: Dezember – nachdenkliche und festliche Eindrücke

Im Dezember blickten Luise und Simon vor Weihnachten auf Momente zurück, die sie nachdenklich gestimmt haben, aber auch echte Gemeinschaft und sogar Weihnachtsstimmung vermittelten:

Im Konfi-Unterricht bei Pfarrer Jörg Scheiring beschäftigten sie sich Ende November mit den Themen Trauer und Abschiednehmen. Bei einem Besuch auf dem Ostfilderfriedhof fielen ihnen teilweise sehr alte Gräber aus dem 19. Jahrhundert, aber auch liebevoll gepflegte Gräber aus neuerer Zeit auf. „Auf dem Friedhof war eine ruhige, friedliche Atmosphäre, das wirkte beruhigend“, fanden die Geschwister. Sie haben schon persönlich Erfahrung mit dem Thema Tod gesammelt, bei der Beerdigung ihrer Großmutter vor wenigen Jahren, die in einem Friedwald beigesetzt wurde.  

Anfang Dezember gestaltete die Konfi-Gruppe von Simon und Luise den lebendigen Adventskalender mit, im Garten der Pfarr-Gemeinde von Alt-Heumaden. Viele Mitglieder der Kirchengemeinde sangen zusammen mit den Konfis Weihnachtslieder zur Gitarrenbegleitung durch Pfarrer Jörg Scheiring, es gab Punsch, Lebkuchen und gegrillte Würstchen. „Die Konfis lasen ‚Herzenswünsche‘ vor, also das, was sie sich zu Weihnachten von Herzen wünschen“, berichtete Luise Meyer, „Es war ein schönes, gemeinschaftliches Gefühl, und richtige Weihnachtsstimmung.“

Mitte Dezember stand das Konzert „L’enfance du Christ“ von Hector Berlioz auf dem Konfi-Plan: Eine Zusammenarbeit mit der Internationalen Bachakademie Stuttgart  ermöglichte den Konfirmanden und Konfirmandinnen nach dem persönlichen Gespräch mit einem Sänger der Akademie im November jetzt den Konzertbesuch in der Liederhalle. Simon Meyer beindruckten die Atmosphäre, die Musik, der Chorgesang.  „Das war einmal etwas Anderes“ sagte er, und fügt hinzu, er habe die Musik einfach auf sich wirken lassen.

Station 2:  November – Großer Jugendgottesdienst in Stuttgart

Wir trafen Luise und Simon Meyer Mitte November mitten in Stuttgart wieder, vor der Stiftskirche. Die Gemeinschaft in der Gruppe gefällt ihnen auch nach mehreren Wochen immer noch sehr gut. „Es ist schön, weil es so anders ist als Schule“, sagte Luise Meyer, und jede Stunde sei bisher besonders gewesen. Im Konfi-Unterricht hätten sie sich zum Beispiel mit dem Sonntag als arbeitsfreiem Tag und Ruhetag auseinandergesetzt. Simon erinnert sich noch gern an das gemeinsame Kennenlernen in der Gruppe und den lockeren Austausch.

Mitte November fand in der Stuttgarter Stiftskirche ein Gottesdienst mit 400 Konfis statt. Bild:Marie Schächtele / elk-wue.de

In der Stiftskirche fand am 16. November, am Buß- und Bettag, ein Jugendgottesdienst statt, an dem 400 Konfis aus dem Raum Stuttgart teilnahmen. Luise und Simon Meyer kamen mit Pfarrer Jörg Scheiring von der Sarahkirchengemeinde Alt-Heumaden und ihrer Konfi-Gruppe dorthin. Vor dem Gottesdienst mit dem Thema „Frieden und Versöhnung“ hatten sie keine besonderen Erwartungen – um so besser hat er ihnen dann gefallen.

„Besonders beeindruckend fanden wir den Augenblick, als alle 400 Konfis nach vorne kommen durften, um jeweils einen Stein auf das Peace-Zeichen zu legen“, berichteten die Zwillinge danach. „Es war ein großer Zusammenhalt zu spüren, und wir dachten an die viele Menschen in der Ukraine, die im Krieg ums Leben gekommen sind.“  Im Gottesdienst hatten die Konfis mit Steinen und Kerzen ein Friedensbild auf dem Altar gebaut.  Die Art dieses Gottesdienstes überraschte Simon: „Eine Band in der Kirche, Applaus und Jubel – das hatte ich mir nicht unter einem Gottesdienst vorgestellt.“

Und Luise nahm einen besonderen Gedanken aus diesem Gottesdienst am Buß- und Bettag mit: „Ich finde den Gedanken schön und beruhigend, dass Versagen nichts Schlimmes ist, sondern zum Leben dazugehört.“

Station 1: September/Oktober  – Die Vorstellung der Konfis vor der Gemeinde

„Ich war schon ziemlich aufgeregt“, sagt Luise über die Vorstellung der Konfis im Gottesdienst, aber dann habe es sich doch richtig gut angefühlt. Um sich selbst zu charakterisieren, hatte sie Klaviernoten dabei. Simon hingegen hatte einen Basketball unterm Arm und sagt: „Klar war ich ein bisschen aufgeregt, aber ich fand es toll, in der Kirche mit dem Mikro vor all den Menschen zu sprechen“. Beide erzählen, sie hätten ganz deutlich gespürt, wie viel Wohlwollen ihnen von der Gemeinde entgegengebracht wurde. Das habe sich richtig gut angefühlt.

Über den Tellerrand ihrer Gemeinde haben die beiden inzwischen auch hinausgesehen: Bei einem Rundgang haben sie alle Kirchen ihrer Gemeinde in Heumaden und Sillenbuch kennengelernt und viel über deren Geschichte gelernt.

Luise und Simon Meyer aus Stuttgart-Heumanden. Hier begleiten wir die beiden durch ihr Konfi-Jahr.Bild: privat

Über unsere „Konfi-Promis“

Luise und Simon Meyer leben in Stuttgart-Heumaden und sind dort in der Sarahkirchengemeinde bei Pfarrer Jörg Scheiring im Pfarramt Alt-Heumaden im Konfirmandenunterricht. In ihrer Familie wird viel Musik gemacht – entsprechend sehen die Hobbys der beiden aus. Neben der Schule spielt Simon Cello und Luise Geige und Klavier. Sportlich geht’s bei den jungen Meyers auch zur Sache, Luise tanzt Ballett und Simon spielt Basketball.

Kirchliche Anknüpfungspunkte waren in ihrem Leben bislang eher dünn gesät: „Wir sind nicht regelmäßig in die Kirche gegangen, eher gelegentlich, zum Beispiel an Weihnachten“, sagt Simon. Was die Konfirmation ist, wussten die beiden aufgeweckten Jugendlichen aber schon von der Konfirmation ihrer älteren Schwester. Pfarrer Jörg Scheiring, der sie direkt angesprochen und eingeladen hat, kannten sie schon aus dem Religionsunterricht in der Grundschule, und so haben sie sich gerne auf seine Einladung eingelassen. Sie gehen die Sache offen und locker an: „Wir haben keine speziellen Erwartungen und probieren das jetzt einfach aus“, sagt Luise Meyer.

Ihre Konfi-Kerzen haben Luise und Simon Meyer selbst gestaltet. Bild: privat

„Einfach schön und entspannt“ – erste Erfahrungen im Konfi-Unterricht und ein Ausgleich zum Schulstress

In ihrer Konfi-Gruppe fühlen sich die beiden jedenfalls sehr wohl. Sie kennen alle anderen Konfis schon aus dem Alltagsleben. „Sehr interessant“ findet Luise den Konfi-Unterricht, und beide schätzen es sehr, dass die Atmosphäre an den Konfi-Nachmittagen einen schönen Ausgleich zum Schulstress bietet: „Singen, beten, im Kreis miteinander reden – das ist einfach schön und entspannt“, so Simon Meyer. Am besten hat Simon bislang gefallen, seine Konfi-Kerze zu gestalten, die mit den Kerzen der anderen Konfis im Gottesdienst brennen darf.

Über diese Geschichte: Simon und Luise Meyer (beide 14 Jahre alt) sind Zwillings-Geschwister und leben in Stuttgart Heumaden. Sie bereiten sich im Konfirmationsjahr 2022/23 auf ihre Konfirmation in der Heumadener Sarah-Kirchengemeinde vor. Hier auf elk-wue.de werden wir die beiden durch ihre Konfirmations-Zeit hindurch mit regelmäßigen Einblicken in ihr Leben als Konfis begleiten.