06.04.2023 Der „Status“ des Lebens und Glaubens

Jens Keil hat beim Stuttgarter Preacher Slam gewonnen – In seinem Text denkt er über den „Status“ nach

In der Steiggemeinde in Stuttgart-Bad Cannstatt haben am 2. April rund 450 Personen den Preacher Slam vor Ort und per Stream verfolgt. Drei Frauen und sechs Männer machten bei dem Wettkampf mit. Gewonnen hat Jens Keil mit seinem Text über seinen persönlichen „Status“.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Stuttgarter Preacher Slam in der Steiggemeinde Bad Cannstatt. Gewinner Jens Keil (erster von links) hält den Wanderpokal „SlamSteiger“ in der Hand.Bild: Evangelische Steiggemeinde Stuttgart-Bad Cannstatt

Jens Keil kam beim 7. Stuttgarter Preacher Slam am 2. April in der Steigkirche in Stuttgart auf Platz 1. In seinem Gewinnertext geht es um den Status:

Der Status – das ist wichtig heutzutage
In den Social Media preiszugeben in jeder Lebenslage
Sein Regen, sein Streben,
jede Befindlichkeit – und sei es noch so banal, fatal
– manchmal, wenn man nicht korrigiert,
was unvorhergesehen passiert
und doch auch ganz witzig, was Spritzig-
es zu schreiben in wenigen Worten…

boah – Stress.

Aber gut – Not tut, was Gehaltvolles zu finden,
schließlich bin ich Pfarrer und fühl mich verbunden,
der Welt zu verkünden,
was wichtig ist, was trägt,
was weiterhilft, wenn die Welt schräg
mal wieder sich erweist, der Strick reißt und man sich einscheißt.

Und so hab‘ ich auf Whatsapp geschrieben den Satz von Luther,
der mich durch’s Leben führt wie eine Mutter,

mich antreibt, mich auffängt, aufreibt, sich einbrennt,
im Beruf und privat – dann wenn es gilt zu entscheiden
zwischen rechts oder links, zwischen vor und zurück,
ich die Verantwortung habe, von mir abhängt das Glück,

um dann, wenn es weh tut, den Schmerz zu fühlen,
in der Bitternis zu wühlen, zu klagen, sich zu schämen,
wenn es schief geht, sich quälen und zu beweinen die Konsequenzen,
6 – setzen.

Ich schrieb’s auf lateinisch und entschuldige mich
Eine Berufskrankheit sicherlich,
ich bitte um Nachsicht und übersetze sogleich,
und so liest sich der Satz auf Deutsch in meinem Statusbereich:

„Sündige tapfer – aber glaube noch tapferer“

Ein Aufruf zur Sünde? Wohl kaum.
Dafür gab es bei Luther keinen Raum.

Vielmehr Verantwortung zu übernehmen, tapfer zu entscheiden
Dann, wenn es sein muss, es nicht vermeiden,
nicht sich drücken, sich wegbücken,
nicht anderen überlassen, sich die Finger schmutzig zu machen,

zu entscheiden, auch wenn es sein muss zwischen Pest und Cholera,
zwischen Sodom und Gomorra, auch wenn die Faktenlage nicht klar.

Entschieden werden muss. Tapfer – nach bestem Wissen und Gewissen. Schluss.

Und was ist, wenn man falsch lag,
nachts aufwacht im Schweißbad,

wenn man sich wälzt, schuldig, schmerzhaft geduldig
das Hirn sich martert auf der Suche nach Rat

Dann gilt es zu glauben – noch tapferer zu sein
als zuvor als man entschieden hat zwischen ja oder nein

Tapfer zu glauben an den Gott der Liebe, der verzeiht, alles
meine Fehler, meine Sünden, was ersonnen mein kaltes
Herz in Unwissenheit oder gar im Scherz.

Salz der Erde sollen wir sein, Verantwortung übernehmen,
diese Welt gestalten, und so soll sie vernehmen,
dass wir wollen wie wir sollen, uns einmischen
Position beziehen, nicht kuschen. Der Mission folgen, die uns verliehen

nicht arrogant, nicht moralisch, nicht vom hohen Ross
den Finger lassen wir stecken, wir sind nicht der Boss

aber wir haben was zu sagen zur Lage der Welt.
Zu Waffenrüstung und Klima, zu Tierschutz und Geld;
Zu jedem Thema, das Schöpfung und Mensch betrifft,
wann immer Gottes Wort zu Freiheit und Liebe verhilft.

Nicht weil wir es besser können oder wissen,
sondern weil wir voller Sehnsucht sind – die Liebe vermissen.

Und das ist auch kein Freibrief – versteht mich nicht falsch.
Leichtmachen dürfen wir es uns keinesfalls.

Wenn wir entscheiden, sind Fehler programmiert,
das Beste man will, doch der Fehlerteufel arrangiert,
dass wir falsch liegen, versagen, peinlich blamiert
dastehen, uns fragen, um Verzeihung bittend bei denen, die klagen.

So tun wir es bescheiden, demütig, aus gutem Glauben,
und voller Hoffnung, dass die Untaten, die uns rauben
den Schlaf, das Gleichgewicht, den Seelenfrieden, die Unschuld
wir trotzdem Gnade finden vor Gott in seiner Huld.

Wir entscheiden trotzdem. Wir drücken uns nicht.
Frei sind wir zu entscheiden – furchtlos, – weil in seinem Licht
all unsere Fehler, die Sünde, an seiner Liebe zerbricht.  

Der Status – das ist wichtig heutzutage
Der Welt preiszugeben über jede Lebenslage
Und so verkündige ich gern, den Kern und Stern meines Lebens,
Gott ist Vergebung. Gott ist die Liebe. Vergebens
ist zu hoffen, ohne Entscheidung zeitlebens
sein Leben zu leben ohne Konsequenzen, ohn Verdruss.
Denn manchmal ist es einfach so: Entschieden werden muss.
Schluss.

Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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