Pfarrer Dan Peter beantwortet typische Fragen
Warum heißt Pfingsten „Pfingsten“? Wie gehören Pfingsten und Himmelfahrt zusammen? Was hat es mit den Flammen auf den Köpfen der Apostel auf sich? Und was bedeutet die Sache mit den vielen Sprachen? Pfingsten gehört zu den erklärungsbedürftigeren kirchlichen Festen: Pfarrer Dan Peter, Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, gibt Antworten.
Woher kommt der Name Pfingsten?
Der Name Pfingsten kommt von dem griechischen Wort pentekosté, der fünfzigste, hier: 50 Tage nach Ostern. Im Englischen hört man das noch ganz stark, da heißt Pfingsten Pentecost.
Was bedeuten die Flammen auf den Köpfen der Apostel, von denen die Bibel erzählt?
Schon im Alten Testament wird Gottes Erscheinen mit bestimmten Zeichen angekündigt, Sturm, Nebel oder eben auch Feuer. In der Pfingstgeschichte heißt es im Neuen Testament, dass in dem Raum, in dem sich die Apostel versteckt und zurückgezogen hatten, zuerst ein lautes Brausen zu hören war und dann Flämmchen über ihren Köpfen tanzten, also dass Gott direkt mit ihnen Kontakt aufnimmt und sie auf die Straße treibt.
Wie muss man sich das vorstellen: Konnten die Apostel wirklich plötzlich in Sprachen sprechen, die sie vorher nicht kannten?
Ja, das Pfingstwunder war ein Sprachenwunder. Die Apostel konnten die Menschen, die sich in Jerusalem zum Fest eingefunden hatten, in ihren jeweiligen Muttersprachen anreden. Es war eine Umkehrung der babylonischen Sprachverwirrung. Mit dem Bau eines gigantischen Turms in Babylon wollten Menschen den Himmel erreichen und sich weltweit einen Namen machen. Doch plötzlich verstanden sie sich nicht mehr und der Turmbau kam zum Erliegen. An Pfingsten schenkte Gott den Aposteln die Fähigkeit, Menschen anzusprechen, egal woher sie stammten. Alle sollen den Himmel erreichen können.
In der Bibel ist in der Apostelgeschichte vom Pfingsttag die Rede – aber damals gab es Pfingsten doch noch gar nicht – was ist also damit gemeint?
Damals wurde in Jerusalem gerade das Laubhüttenfest „Schawuot“ gefeiert. Das war das erste Erntedankfest im Jahreslauf des Volkes Israel. In Israel gab es mehrere Ernten im Jahr, aber die erste Ernte im Frühjahr war die wichtigste. Deshalb hat man in diesem Fest die Erinnerung an die Wüstenwanderung des Volkes verbunden mit dem Dank für die Ernte, also dafür, dass Gott etwas fürs Leben geschenkt hat.
Welche Auswirkung hatte das Pfingst-Erlebnis auf die junge christliche Gemeinde?
Ob das die Gründung der Gemeinde war, darüber wird in der Theologie diskutiert, aber im Grunde war das der Startschuss. Neben den Jüngern und den engsten Vertrauten Jesu fühlten sich jetzt plötzlich tausende Menschen von Gott angesprochen. Sie verstanden, um was es ging, als Jesus gekreuzigt wurde und auferstanden ist. Petrus, der sich vorher versteckt hatte, war jetzt plötzlich in der Lage, zu den Menschen zu sprechen und ihnen zu erklären, was es mit Jesus auf sich hatte.
Was bedeutet Pfingsten heute für die Kirche?
Zunächst mal die Erinnerung an den Startschuss. Aber es soll die Menschen auch darauf hinweisen, dass ihnen heute die gleiche Kraft und Nähe Gottes zur Verfügung steht. Und ein weiterer Aspekt: Die Apostel wussten nicht, ob die Menschen die christliche Botschaft positiv oder negativ aufnehmen würden. Sie mussten sich regelrecht überwinden, rauszugehen und die Menschen mit der Botschaft von Jesus vertraut zu machen. Das Pfingstfest soll die Christen auch heute ermutigen, nicht nur unter sich zu bleiben, sondern das Evangelium zu verbreiten.
Auf welche Aspekte des Glaubens heute weist Pfingsten hin?
Bei uns ist manchmal eine Sache unterbelichtet: Wir denken immer an das kleine Baby Jesus zurück, das feiern fast alle an Weihnachten mit der Familie in einem großen Fest. Aber wir vergessen oft, dass es in der Heilsgeschichte Gottes mit der Menschheit um mehr geht als um den Anfang und die Geburt Jesu, sondern dass es ums Leben und Sterben geht und auch darum, dass wir uns mitten im Leben auf die Kraft Gottes besinnen können und die auch in Anspruch nehmen dürfen.
Was hat es mit den Zeitintervallen bei Pfingsten und Himmelfahrt auf sich?
Der Abstand von Ostern zu Himmelfahrt sind 40 Tage. Zwischen Ostern und Pfingsten liegen 50 Tage. Also sind es zehn Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Für die Jünger Jesu war diese Zeit, wie die Bibel sie erzählt, wie eine Achterbahnfahrt: Am Karfreitag ist Jesus zum großen Leid der Jünger gestorben, dann ist er auferstanden und ihnen begegnet. Bei dem Erlebnis, an das das Himmelfahrtsfest erinnert, mussten sie ihn wieder loslassen. Und zehn Tage später erleben sie dann, dass Jesus in ganz neuer Weise präsent ist und mit ihnen durchs Leben geht. Christen sind durch Christus mit dem Himmel verbunden und durch die Ausgießung seines Geistes hat sich Gott mit den Menschen verbunden.
Was feiern die Christen eigentlich an Christi Himmelfahrt?
An Christi Himmelfahrt feiern Christen, dass Jesus den Himmel für die Menschen geöffnet hat. An einer Stelle des Neuen Testaments sagt Jesus: „Ich gehe Euch voraus“. Christen glauben daran, dass Jesus in sich Mensch und Gott ganz und gar verbindet. Indem Gott Jesus zu sich nimmt, nimmt er also zugleich die Menschheit neu an. Daraus, dass Jesus vorausgegangen ist, schöpfen Christen die Hoffnung, auch in den Himmel aufgenommen zu werden.
Gibt es einen inhaltlichen Bezug zwischen Himmelfahrt und Pfingsten?
Die Jünger haben nach Himmelfahrt zunächst mal gedacht: Jetzt sind wir verlassen. Laut der biblischen Pfingstgeschichte erlebten sie dann: Nein, wir sind nicht verlassen, der Himmel bricht in unsere Welt ein. Und wir können Christus zur Welt, zu den Menschen bringen.
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Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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