Eine Stadt in Gelb und Grün

„Der Platz ist voll, die Herzen auch“, sagt Kirchentagspräsident Thomas de Maizière (CDU), der frühere Bundesminister, zum Auftakt des Treffens. Bei aller Freude bleibt der Zustrom zum Kirchentag allerdings bislang hinter den Erwartungen zurück: Nur 60.000 Karten waren bis zum Beginn verkauft – deutlich weniger als noch 2019 in Dortmund. Großereignisse haben es offenbar schwer, nach der Pandemie wieder in Fahrt zu kommen. Das war schon beim Katholikentag 2022 in Stuttgart so. Jetzt hoffen die Organisatoren des Protestantentreffens auf viele Tagesgäste.

Aus Bad Salzuflen im Lipper Land ist Hanna Moritz (21) nach Nürnberg gekommen – sie freut sich besonders auf das Kulturprogramm: „Wir haben uns vor allem Poetry Slams vorgenommen. Und die großen Konzerte natürlich.“ Die angehende Pflegefachkraft ist mit einer Jugendgruppe aus dem Lipper Land nach Franken gekommen – übernachtet wird ganz klassisch wird mit Schlafsack und Isomatte in einer Schule.

Viele aus der Gruppe wollten die großen Podien zur Klimakrise verfolgen, erzählt ihre Freundin, die Erzieherin Isabell Biegert (26) aus Bad Meinberg. „Die freuen sich alle schon ganz dolle darauf, den Robert Habeck zu sehen.“ Auch die Veranstaltungen mit Vertretern der „Letzten Generation“ hat sich die Gruppe vorgemerkt: „Sie wollen mal schauen, was das für Leute sind.“ In T-Shirts und kurzen Hosen schlendern die beiden durch die Innenstadt – es ist sonnig und warm in Nürnberg. Auf dem Kopf tragen sie den grün-gelben Kirchentagsschal, gebunden wie ein Haarband. An der Pegnitz kann in diesen Tagen niemand diesen beiden Farben entgehen.

„Jetzt ist die Zeit“ ist auf den Schals zu lesen – das Motto des Protestantentreffens. Eine „Zeitendeutung“ wolle der Kirchentag versuchen, sagt de Maizière. Dazu gehört jedoch auch: Nach vielen Austritten repräsentieren die beiden großen Kirchen nicht mehr die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Die Säkularisierung und der Missbrauchsskandal haben ihre Spuren hinterlassen. Was das für Gegenwart und Zukunft der Kirchen bedeutet, wollen die Besucherinnen und Besucher in mehreren Foren ausgiebig erörtern.

Kirchentagsbesucher Arndt Meier (54) hält es für dringend geboten, dass sich die Kirche ausführlich mit sexualisierter Gewalt beschäftigt. Das Thema liege in der Luft, sagt er und verweist auf die aktuellen Vorwürfe gegen „Rammstein“-Sänger Till Lindemann. Zu Hause in Berlin sei er eher nicht so der Kirchentyp, erzählt Meier, von Beruf Projektleiter bei der Deutschen Bahn. Aber alle zwei Jahre Kirchentag findet er gut: „Wegen des Spirituellen. Und weil ich mich hier mit Freunden treffen kann, um mit ihnen eine gute Zeit zu verbringen.“

Quelle: Evangelische Kirche in Deutschland: Nachrichten ( https://www.ekd.de/rss/editorials.xml?)
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