29.07.2022 Landesbischof Gohl verurteilt Antisemitismus

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl spricht sich gegen jede Form von Antisemitismus aus

Der frühere Pfarrer und Kirchenrat Dr. Hartmut Metzger ist mit der Otto-Hirsch-Medaille ausgezeichnet worden, die von der Stadt Stuttgart, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) für besondere Verdienste um die interreligiöse Zusammenarbeit vor allem zwischen Christen und Juden verliehen wird. 28 Jahre hatte Metzger die „Fortbildungsstätte Kloster Denkendorf“ geleitet. Neben Metzger wurde auch Dr. Michael Blume ausgezeichnet, der Beauftragte der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus. Der neue württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl stellte sich in einem Grußwort klar gegen jede Form von Antisemitismus.

Dr. Hartmut Metzger erhält die Otto-Hirsch-Medaille für seine Verdienste um das verhältnis zwischen Christen und Juden.Bild: privat / Stadt Stuttgart

Gohl sagte in seinem Grußwort: „Wir freuen uns sehr, dass das langjährige und außerordentliche Engagement des früheren Direktors der kirchlichen Fortbildungsstätte Denkendorf, Kirchenrat in Ruhe Dr. Hartmut Metzger, eine solche Würdigung erfährt. Am vergangenen Sonntag beim Abschied von Landebischof July und meiner Einsetzung wurde sehr stark die ökumenische Ausrichtung unserer Landeskirche betont. Genauso deutlich möchte ich heute betonen, dass die Landeskirche weiterhin die sehr gute Beziehung zur israelitischen Religionsgemeinschaft, zu unseren jüdischen Geschwistern pflegen will. Dazu gehören Begegnungen, Gespräche, theologische Dialoge, aber auch das praktische, ‚alltägliche‘ Erleben und Erfahren der Geschwisterlichkeit.“

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl.Bild: Thomas Rathay

Gohl sagte, es sei erschreckend, dass nach wie vor jede Synagoge in Deutschland geschützt und bewacht werden müsse und dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger bedroht oder beschimpft würden. „Als Christ und Bischof spreche ich mich gegen jede Form von Antisemitismus aus. Auch gegen solchen, der sich hinter Kritik am Staat Israel versteckt und kaschiert.“

Der Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper würdigte Metzgers Arbeit für seinen „lebenslangen, vorbildlichen Einsatz gegen Antisemitismus sowie die Ermöglichung interreligiöser Begegnung zwischen Christen und Juden und für ein lebendiges Judentum in der Region Stuttgart wie in Israel“.

Bürgermeisterin Isabel Fezer in ihrer Funktion als evangelische Vorsitzende und Sprecherin der GCJZ und Professorin Barbara Traub, Vorstandsprecherin der IRGW, würdigten die Otto-Hirsch-Preisträger des Jahres 2022. Die Laudatio für Dr. Michael Blume erfolgte durch Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens. Die Laudation auf Pfarrer i.R. Dr. Hartmut Metzger hielt Michael Kashi, Vorstandsmitglied der IRGW.

Mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung werden Persönlichkeiten, Gruppen oder Initiativen geehrt, die sich in besonderer Weise um die interreligiöse Zusammenarbeit vor allem zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Stadt Stuttgart, Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) und Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) verliehen die Auszeichnung von 1985 bis 2012 in Form einer Medaille. Seit 2013 erhalten die Geehrten eine von der Künstlerin Christine Braun gestaltete Skulptur aus transluzentem Beton, durchzogen von optischen Fasern. Sie nehmen bestehende Lichtquellen auf und leiten sie durch den Beton. Die Form ist offengehalten, kann als Grundstein oder Mauerelement gesehen werden, als Schrifttafel, Buch, Rosetta-Stein oder Teilstück eines gemeinsamen Hauses.

Weitere Informationen und bisherige Preisträger und Preisträgerinnen sind zu finden unter www.stuttgart.de/otto-hirsch-auszeichnung.

Otto Hirsch kam am 9. Januar 1885 in Stuttgart zur Welt. Er besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium und studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Leipzig, Berlin und Tübingen. Nach seiner Promotion 1912 begann er seine Tätigkeit bei der Stadt Stuttgart. Als Ministerialrat im württembergischen Innenministerium war er 1921 Mitbegründer der Neckar-Aktiengesellschaft, wurde jedoch 1933 von den Nationalsozialisten aufgrund seines jüdischen Glaubens entlassen. Bereits 1926 gründete er mit seinem Freund Leopold Marx das Jüdische Lehrhaus Stuttgart und wurde 1930 Präsident des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. Als Geschäftsführender Vorsitzender der Reichsvertretung der Deutschen Juden (1933-1941) setzte er sich unter schwierigsten Bedingungen für die verfolgten Juden ein. Mit seiner Hilfe konnten zehntausende Juden nach 1933 durch Auswanderung gerettet werden. Otto Hirsch wurde im Februar 1941 zum dritten Mal verhaftet und am 19. Juni 1941 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.

Über die Preisträger

Pfarrer Dr. Hartmut Metzger, geb. 1931, hat mit wachsender Erkenntnis über die nationalsozialistischen Verbrechen und das Versagen der christlichen Kirchen seine Lebensaufgabe darin gefunden, alten und neuen Antisemitismus zu bekämpfen, vor allem die jahrhundertealten Irrwege der christlichen Kirchen zu erkennen, Schuld zu bereuen und neue Wege der Begegnung, des gegenseitigen Kennenlernens und Miteinanders zu suchen. Von der Gründung des Staates Israel an nahm er Anteil an dessen Entwicklung und besonders am Schicksal der deutschen Juden, die noch nach Israel auswandern konnten. 1968 wurde Hartmut Metzger mit dem Aufbau und der Leitung der Fortbildungsstätte Kloster Denkendorf der Evangelischen Landeskirche betraut. Dort in der Atmosphäre des ehemaligen Klosters konnte er das in Angriff nehmen, was zu seinem Lebenswerk wurde: eine Stätte schaffen, in der Juden und Christen einander begegnen, mit- und voneinander lernen und ein neues Verhältnis zueinander gewinnen können. Das Kloster Denkendorf war bis 2009 die Fortbildungsstätte für kirchliche Mitarbeiter aus den Gemeinden der württembergischen Landeskirche.

Dr. Michael Blume ist Beauftragter der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus. Er forscht, lehrt und veröffentlicht zu Fragen des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland, zum Zusammenhang von Religion und Demografie sowie zur Entwicklung der Neurotheologie, einem noch jungen Forschungsgebiet, das versucht, religiöse Empfindungen, Erscheinungen oder Glaubensgefühle neurophysiologisch zu erklären. Dr. Blume ist 1976 in Filderstadt geboren, verheiratet und hat drei Kinder.

Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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