21.11.2022 Studie zu digitalen Communities

EKD-Pilotstudie zur Followerschaft christlicher Influencer vorgestellt

Christliche Influencerinnen und Influencer bieten Potential zur Mitgliederbindung und -pflege für die Kirche. Dies ist eines der Ergebnisse der Pilotstudie, die die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und die Ev. Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) durchgeführt haben. Auch Follower von Pfarrer Nicolai Opifanti, der als pfarrerausplastik auf Instagram aktiv ist, wurden befragt – hier berichtet er, was ihn an der Studie überrascht hat und was er erwartet hatte.

Christliche Influencer können laut der aktuellen Studie Kirchenmitglieder enger an die Kirche binden. Bild: Foundry / Pixabay

Studie: Andere Zielgruppen erreichen

„Digitale Communities sind kirchliche Orte, an denen wir Zielgruppen erreichen, die wir sonst im kirchlichen Leben oft schmerzlich vermissen: Junge Erwachsene und die junge mittlere Altersgruppe“, so Josephine Teske, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der  Vorstellung der Ergebnisse Studie „Digitale Communities. Eine Pilotstudie zur Followerschaft von christlichen Influencer*innen auf Instagram“. An der Studie, die die „Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi)“ durchgeführt hat, haben mehr als 3000 Follower evangelischer Influencer auf Instagram teilgenommen. Mit der Pilotstudie liegen erstmals im deutschsprachigen Raum empirische Ergebnisse zur Followerschaft christlichen Influencer und Influencerinnen bei Instagram vor.

Pfarrer Nicolai OpifantiBild: Nicolai Opifanti

Fünf Fragen zur Studie an Pfarrer Nicolai Opifanti (@pfarrerausplastik)

Gibt es etwas, das Sie an den Ergebnissen der Studie überrascht hat?

Es hat mich überrascht, dass viele der Followerinnen und Follower auch Kirchenmitglieder sind. Ich hätte mir die Zahl derjenigen, die ausgetreten sind, höher vorgestellt, also der „Kirchenfernen“ –  ausgehend von Kontakten mit Followern auf Instagram. Dort bekomme ich Nachrichten etwa mit dem Inhalt: „Wenn es euer Angebot früher gegeben hätte, wäre ich nicht aus der Kirche ausgetreten.“  Allerdings muss man berücksichtigen, dass vor allem Menschen, die sehr mit der Kirche verbunden sind, bei der Umfrage mitgemacht haben.

Womit haben Sie gerechnet?

Mit der Verteilung nach Geschlechtern. Bei mir ist es ebenso, 62% Frauen, 38% Männer. Bei meinen Kolleginnen und Kollegen im digitalen Raum ist es ähnlich. An der Studie haben im Verhältnis noch mehr Frauen teilgenommen. Das habe ich erwartet.

Ist Ihnen eine Erkenntnis daraus besonders wichtig?

Für mich stellt sich die Frage, ob ich in irgendeiner Form von meinem Content her gegensteuern könnte, um mehr Männer anzusprechen. Als ich mit meinem Account gestartet bin, war das Verhältnis 50:50. Ich würde gern mehr Männer als Follower gewinnen, weil ich dafür auch ein Sprachrohr sein möchte. Die Verteilung deckt sich mit dem allgemeinen Engagement in den Kirchengemeinden – kirchliche und religiöse Themen scheinen mehr Frauen anzusprechen. Das stimmt mich nachdenklich, denn ich frage mich, wie es mir oder uns gelingt, Angebote zu schaffen, die ein männliches Publikum ansprechen.

Pfarrerin Sarah Schindler und Pfarrer Nicolai OpifantiBild: privat

Können Sie Erkenntnisse aus der Studie direkt für sich nutzen?

Erstens bestätigt es mir, dass ich männliche Nutzer abholen möchte. Zweitens: Das Ergebnis, dass viele meiner Follwerinnen und Follower zum einen Kirchenmitglieder sind, zum anderen der Kirche auch verbunden sind – war für mich eher negativ, so seltsam das klingen mag. Denn ich bin damit gestartet, dass ich viele Follower außerhalb der Kerngemeinde hatte. Von diesen sind keine neuen dazugekommen, und/oder sie haben auch nicht an der Studie teilgenommen. Das beschäftigt mich, und da möchte ich gerne gegensteuern. Mein Zielpublikum sind nicht unbedingt die innerkirchlichen Hochverbundenen – natürlich freue ich mich über sie, aber auf der anderen Seite sollen Menschen, die nicht so kirchennah sind, die sich vielleicht mit der klassischen Form der Gemeinde noch schwertun, wieder Lust auf Kirche bekommen.

Was beschäftigt Sie derzeit in Ihrer Tätigkeit als Pfarrer im digitalen Raum besonders – inhaltlich – strukturell – seelsorgerisch?

Inhaltlich beschäftigt mich die Frage, was ankommt. Das ist immer spannend, weil wir nur begrenzt Einfluss darauf haben, wegen der Algorithmen:

Strukturell ist ein Dauerthema für uns, Sarah Schindler und mich, wie man digitale Kirche in Württemberg noch mehr in die Breite führen kann. Ich träume von einem Netzwerk von Menschen, die digital unterwegs sind, als Pfarrperson, als Diakoninnen, als Ehrenamtliche. Starke Influencer oben, auf der mittleren Ebene weitere Influencer, dazu würde ich uns zählen, und auf der Gemeindeebene Pfarrpersonen, die Lust darauf haben, mit Kleinstdienstaufträgen, neben ihrem Gemeindealltag auch auf Instagram aktiv zu sein. Es genügt dabei, präsent zu sein und als Seelsorgerin und Seelsorger parat zu stehen. Das wäre eine Riesenchance, so analog und digital noch mehr zusammenbringen: Ein praktisches Beispiel: Sarah und ich bekommen viele Trauanfragen, oder Fragen für Events. Die Paare fragen uns an, weil sie das Gefühl haben, uns schon zu kennen. Wenn wir in solchen Fällen wüssten, in der betreffenden Region gibt es jemanden, auf den wir verlinken könnten, auf den wir verweisen könnten, wäre das hilfreich für die Nutzerinnen und Nutzer. Ich kann in solchen Fällen zwar eine Pfarrperson heraussuchen, aber auf den Websites der Gemeinden erfährt der- oder diejenige nicht, ob die Person zu ihnen als Brautpaar passt. Und wenn der Kollege oder die Kollegin XY schon auf Instagram wäre, dann wäre das leichter. Das würde sich lohnen, in der Nutzergruppe im Alter zwischen zwischen 20 und 45, also bei den Menschen, die laut der Freiburger Studie von uns Kirchen nicht so gut erreicht werden. Das sind 90% meiner Follower, und bei den anderen kirchlichen Influencern ist es ebenso.

Seelsorgerisch läuft es gut, da wäre eher das Thema Schulung aktuell. Im Moment versuchen wir das, was wir gelernt haben, in den digitalen Raum zu übersetzen. Aber wir haben oft das Gefühl, dass wir improvisieren müssen. Weil es in dem Bereich noch keine Schulung gibt, zum Beispiel darüber, wie man Chat-Seelsorge macht. Vielleicht können wir das auch eines Tages selbst anbieten. Das ist schon ein spezielles Feld, weil man die Menschen nicht sieht; man muss mit geschriebener Sprache viel vorsichtiger agieren, als wenn man Gestik und Mimik sieht, oder die Stimme hört.

Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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