Der Winter ist die Zeit der Kerzen, der langen Abende am Kamin, des Spielens im Schnee. Er ist aber auch die Zeit der Einsamkeit, der trüben Gedanken, der Leere in Natur und Seele. Kaum ein anderes Werk beschreibt diese sich immer weiter zuspitzende Gefühlslage besser als der Liederzyklus „Winterreise“ des Dichters Wilhelm Müller (1794-1827), kongenial vertont von Franz Schubert.Das Projekt „Deutsche Winterreise“ beschreibt die Einsamkeit in unseren Städten wie sie im Winter besonders von Obdachlosen erlebt wird. Lebenserinnerungen von wohnungslosen und sozial ausgegrenzten Menschen werden gemeinsam mit dem Liederzyklus „Winterreise“ von Franz Schubert aufgeführt. Die Aufführungen finden in Kirchen statt und werden für diakonische und kirchliche Träger veranstaltet.Die am 12.12.2011 vorgestellte Studie der Universität Bielefeld unter Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer kommt zu dem Ergebnis, dass es in Deutschland eine „anhaltend menschenfeindliche Situation“ gibt: „Die Abwertung von Obdachlosen, Arbeitslosen und Behinderten, aber auch die Fremdenfeindlichkeit steigen erneut an. Auch und besonders Besserverdienende grenzen sich vermehrt von ärmeren Mitgliedern der Gesellschaft ab, und Engagement und Solidarität werden immer stärker danach bemessen, ob sie sich auch wirtschaftlich lohnen.“ Diesem Trend stellt sich das Projekt entgegen.
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Evangelische Kirche in Deutschland: Editorials