Koch meint…
Das Lotto-Schild hängt noch, und am Schaufenster klebt wie eh und je die Lord-Extra-Werbung. Aber sonst gibt es ihn nicht mehr, den kleinen Laden von nebenan. Vor ein paar Tagen hat er für immer geschlossen. Und wir hier weinen unserem „Kiosk“ mehr als nur eine Träne nach.
Wobei „wir hier“ nicht nur die evangelischen Medienhausleute sind, die Bild-Zeitung, Schokolade und Feierabendbier nun irgendwo anders kaufen müssen. Traurig ist vor allem die Pächterin des Ladens selbst. Gerne hätte sie weitergemacht, obwohl der „Kiosk“ nicht viel Geld abgeworfen hat. Dafür aber menschliche Begegnungen aller Art. Und die vor allem sind ihr wichtig gewesen.
Und sie ist umgekehrt für uns wichtig gewesen. Weil es auch evangelischen Medienhausleuten gut tut, stets freundlich begrüßt und für einen noch so kleinen Einkauf bedankt zu werden. Vor allem aber ist der kleine Laden für viele ältere Menschen im Stuttgarter Westen ein Stück Heimat gewesen. Eine Tasse Kaffee und ein paar gute Worte: Wenn man allein und vielleicht einsam ist, macht das einen großen Unterschied. Und wer die Wohnung nicht mehr verlassen kann, weiß es zu schätzen, wenn einem das Nötigste zum Leben an die Tür gebracht wird. Auch das hat die Kioskpächterin getan.
„Eigenbedarf“ lautete das Verdikt. Was aber ist mit dem „Gemeinbedarf“? Auch wenn es hochgestochen klingt: Das soziale Netz in der Augustenstraße und drum herum ist an einer empfindlichen Stelle gerissen. Und die, welche schon am frühen Morgen im „Kiosk“ einen ersten Schluck Alkohol getrunken haben, werden die Lücke mit am meisten spüren. Dabei hat ja nur ein kleiner Laden zugemacht. Trotzdem bleibt mit ihm ein Stück Halt und Würde auch und gerade für diese Menschen auf der Strecke.
Aber stirbt bekanntlich nicht die Hoffnung zuletzt? Die Pächterin jedenfalls hofft auf ein anderes Ladenlokal in der Gegend. Und sie sucht. Sollte ihre Suche erfolgreich sein, wäre es gut – für viele Menschen hier und auch ein bisschen für uns evangelische Medienhausleute. Die wir für den Erfolg zumindest ein paar nette Zeilen schreiben können. Voilà!
Das meint Koch. Und was meinen Sie?