Das digitale Familienfest – so geht’s

Die wichtigsten Tipps rund um Inhalt, Technik und Spielregeln

Heiligabend oder die Weihnachtstage sind ohne Familienfeier kaum vorstellbar – aber vielleicht geht es ja ausnahmsweise auch einmal ohne persönliches Zusammentreffen. Warum nicht per Videokonferenz zusammenkommen? Wir erklären, wie ein digitales Familienfest gelingen kann.

Weihnachten vor der Kamera? Ganz neue Möglichkeiten fürs Familienfest.Pixabay / Zandria Ross

Ganz klar: Das leibhaftige Beisammensein an Heiligabend oder den Weihnachtstagen kann keine Videokonferenz vollwertig ersetzen. Aber sehr viel besser als nichts ist sie allemal. Vielleicht gibt es sogar Familien, die weit verstreut leben und so überhaupt zum ersten Mal zusammen feiern können!

Sich mit Freunden und Familie digital zu treffen, ist gar nicht schwer. Wer ein wenig Zeit in die Vorbereitung steckt und sich mit der ganzen Gruppe auf einen Ablauf und ein paar Regeln einigt, ist schon weit auf der sicheren Seite, denn allein dadurch vermeiden Sie den übelsten aller Videokonferenz-Fallstricke: Chaos. Mit einem fröhlichen Durcheinander kommt man im echten Leben gut klar, aber in der Videokonferenz kann es nach kurzer Zeit den letzten Nerv rauben.

Im Folgenden finden Sie viele Tipps rund um die digitale Familienfeier. Überlegen Sie miteinander gut, was davon für Ihren Fall passt und was nicht. Es ist ein großer Unterschied, ob zwei Paare feiern oder vier Familien mit Kindern.

Die ganze Gruppe beieinander: Was im Arbeitsumfeld funktioniert, ist auch eine Chance für Familien.zoom.com

  • Suchen Sie sich ein passendes Tool aus wie zum Beispiel Zoom, Skype, Google Hangouts, Jitsi, Teams oder Whereby – und informieren Sie sich vor der Entscheidung vor Allem über deren Beschränkungen, zum Beispiel über limitierte Sitzungsdauer bei Gratisaccounts oder bei kostenpflichtigen Tools über Laufzeit und Kündigungsfrist. Im Internet finden Sie viele Artikel, die die Stärken und Schwächen solcher Tools beschreiben. Worauf Sie vor Allem achten sollten: Erlaubt das Tool so viele Teilnehmer, wie Sie brauchen? Und erlaubt es auch die Teilnahme, ohne dass neben dem Administrator auch alle anderen Teilnehmer einen Account anlegen müssen? Tipp: Wenn wie bei Zoom die Sitzungsdauer begrenzt ist, kann man einfach nach Ablauf neu ansetzten.
  • Verfügen alle teilnehmenden Haushalte über brauchbare DSL-Bandbreite? Es muss aber nicht die 100-Gigabit-Leitung sein. Ein guter Test: Wenn man stabil und flüssig Youtube-Videos anschauen kann, sollte das reichen.
  • Haben alle Haushalte einen PC, ein Tablet oder zur Not ein Smartphone mit Kamera? Wenn nicht, kann man für wenige Euro eine kleine Webcam anschaffen – aber bitte rechtzeitig, damit Zeit zum Installieren und Testen bleibt.
  • Sollte die Teilnahme per Internet und Kamera nicht möglich sein, bleibt als Notlösung die Einwahl mit jedem Telefon über spezielle Telefonnummern. Viele Systeme bieten das an, aber auch damit sollten Sie sich vorab vertraut machen.
  • Wenn zum Beispiel die Großeltern keinen Internetanschluss haben oder sich mit damit schwertun, wäre frühzeitig zu klären, ob ein Familienmitglied mitsamt der Technik dort feiert, damit Oma und Opa damit keine Mühe haben.
  • Falls Sie viele Ungeübte in der Familie haben, bietet es sich an, rechtzeitig eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu erstellen oder die Anleitungen des Videokonferenz-Anbieters zu nutzen.
  • Alle Beteiligten sollten ein bisschen Mühe in guten Ton stecken. Denn quäkende Tablet- oder Handy-Lautsprecher tragen sicher nicht zu guter Weihnachtsstimmung bei. Schon einfache kleine PC-Lautsprecher wirken Wunder. Viele Stereoanlagen haben auch einen AUX-Eingang für Miniklinken-Stecker, an die man Notebook oder Handy einfach anschließen kann. Ganz zu schweigen von den diversen drahtlosen Optionen.
  • Alle sollten sich rechtzeitig überlegen, wo und wie sie die digitale Familienfeier zu Weihnachten gemütlich und bequem verbringen können. Sofa, Esstisch, Wohnzimmer – alles besser als das Arbeitszimmer im Keller. Ganz großes Kino wird das Treffen natürlich mit  Großbildschirm oder Beamer und Leinwand.
  • Wichtig: Achten Sie darauf, dass Sie die Hauptlichtquelle vor sich haben und nicht im Rücken sondern – sonst sehen die anderen nur einen schwarzweißen Scherenschnitt.

Musik machen – das geht auch beim digitalen Familienfest.Pixabay / horndesign

  • Ein Familienmitglied sollte die Rolle des technischen „Administrators“ übernehmen. Er oder sie sollte sich mit dem System und seinen Funktionen vertraut machen und es rechtzeitig im Vorfeld mit anderen Familienmitgliedern ausprobieren. Am besten machen Sie eine Übungskonferenz, an der aus jedem beteiligten Haushalt eine Person teilnimmt, sozusagen der Haushalts-Administrator, der diese Rolle dann auch bei der Feier selbst übernimmt.
  • Je größer die Familie, desto größer das Risiko des Durcheinanders. Es bietet sich an, dass ein oder zwei Personen (möglichst nicht die Technik-Admins) sich rechtzeitig Gedanken über Ablauf, Inhalte und Regeln machen, diese vorab schon kommunizieren und dann die Feier auch ein wenig moderieren. Das klingt ein bisschen formal, aber es hilft ungemein und ist in vielen Abstufungen möglich.
  • Selbstgemachte Musik – warum nicht? Auch per Videokonferenz können die Kinder (und natürlich auch die Erwachsenen) mit Flöte, Geige und Klavier die Herzen der anderen erwärmen. Damit sich nicht auch die Ohren und Nerven aufheizen, empfiehlt es sich, vorab den Klang zu testen. Weder sollte das Klavier in einer anderen Etage stehen noch die Blockflöte direkt ins Mikrofon blasen. Zu leise und zu laut – beides macht wenig Freude.
  • Gemeinsames Singen und Musizieren über die Haushalte hinweg sollten Sie gar nicht erst ausprobieren. Das kann kein Konferenztool leisten, da ist Frust vorprogrammiert.
  • Wenn Ungeübte auf dem Bildschirm etwas zeigen möchten (zum Beispiel Fotos oder Videos), ist es gut, das alles vorab den Moderatoren zu schicken und ihnen die Technik zu überlassen. Das schont die Nerven.

Es muss nicht nach der Stoppuhr gehen – aber ein grober Plan für den Ablauf hilft und gibt Orientierung.Pixabay / Pavlofpx

Wer ein wenig Erfahrung mit Videokonferenzen hat, kennt das: Ein flüssiges, sich selbst regulierendes Gruppengespräch wie um den heimischen Esstisch herum ist digital nur schwer möglich. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die lautlosen Signale der Körpersprache („Ich möchte was sagen“ – „Ich höre gerade nur zu“ – „Ich hole nur Luft, bin aber noch nicht fertig“ etc.) fehlen völlig; das natürliche Timing eines Gesprächs geht durch minimale technische Verzögerungen verloren; manche Mikrofone und Konferenztools drehen Sprecher unterhalb bestimmter Lautstärkeschwellen komplett ab, auch wenn sie noch nicht fertig gesprochen haben. Zwei Stunden freies Gespräch können auf diese Art nervenaufreibend und ermüdend werden – nicht gerade ein Weihnachtstraum.

Andererseits soll es natürlich auch nicht zu streng zugehen. Am besten ist eine Mischung aus wechselnden Formaten wie etwa den folgenden:

  • Völlig freies Sprechen, zum Beispiel zum Ankommen. Großes Hallo, großes Durcheinander!
  • Freies Gespräch – aber mit Meldung durch Handheben. Ein Moderator sorgt dafür, dass alle nacheinander drankommen.
  • Die Haushalte sprechen reihum, und am Ende jedes Haushaltsblocks gibt’s die Möglichkeit für Nachfragen.
  • Spiele und Aktionen nach festgelegten Regeln (siehe unten)
  • Auch Pausen sind möglich – wichtig dabei: Die Uhrzeit muss klar sein, zu der man sich wieder trifft.
  • Manche Konferenzsysteme wie zum Beispiel Zoom und Microsoft Teams bieten die Möglichkeit, sich zwischendurch in kleineren Gruppen („Breakout-Chats“) zu treffen. Da ist dann ein freies Gespräch viel einfacher. Wichtig: Klarer Zeitpunkt, zu dem sich alle wieder in der großen Runde treffen.

Zeigen Sie sich gegenseitig Ihre Geschenke oder machen Sie gar eine gemeinsame Bescherung!Pixabay / Karosieben

In vielen Familien folgen der Heiligabend und der erste Weihnachtstag festen Ritualen. Die werden sich nicht 1:1 digital umsetzen lassen, aber dafür sind andere Dinge möglich. Wichtig ist, dass Sie sich vorab Gedanken über den Ablauf machen und auch alle Teilnehmer damit einverstanden sind. Hier ein paar Anregungen:

  • Heiligabend könnte zum Beispiel mit der Feier einer weihnachtlichen Hausliturgie beginnen – ein Beispiel dafür finden Sie gleich hier unter diesem Text als PDF-Download. Keine Scheu, das ist nicht schwer. Verteilen Sie die Texte ruhig auf verschiedene Teilnehmer.
  • Jemand könnte die Weihnachtsgeschichte vorlesen.
  • Wer möchte, könnte erzählen, was ihm an Weihnachten dieses Jahr ganz persönlich wichtig ist. So etwas sollte aber freiwillig sein, setzen Sie niemand unter Druck.
  • Sie könnten auch gemeinsam ein Fürbittgebet halten für die Menschen oder Anliegen, die Ihnen wichtig sind – spontan oder mit Vorbereitung.
  • Wer gerne Musik macht, könnte ein Weihnachtslied beisteuern (sprechen Sie das vorher ab).
  • Kinder könnten reihum jeweils eins ihrer Geschenke zeigen und erzählen, was es damit auf sich hat.
  • Gemeinsame Bescherung? Mit zwei oder drei Paaren – warum nicht! Aber mit mehreren Familien könnte das sehr langatmig werden. Und eine harte Geduldsprobe für die Kinder. Bedenken Sie auch: Bildschirm und Kamera saugen viel Aufmerksamkeit ab. Vielleicht sollte die Familienbescherung lieber ein intimer, privater Raum sein.
  • Familien oder einzelne könnten in einem kleinen Rückblick von ihrem individuellen Jahr 2020 erzählen.
  • Sie können sich gegenseitig ihre Krippe oder den Weihnachtsbaum zeigen und erzählen, was Ihnen daran besonders wichtig ist.
  • Bedenken Sie, dass man bei vielen Systemen auch den anderen den eigenen Bildschirm zeigen kann, also zum Beispiel mit Fotos aus diesem Jahr.
  • Ältere könnten davon erzählen, wie Weihnachten früher war.
  • Spielen Sie miteinander! Fans von Brettspielen finden im Web viele Anleitungen, wie man klassische Brettspiele per Videokonferenz spielen kann. Oder machen Sie eins dieser Spiele:
    • Montagsmaler: Weihnachtsbegriffe malen, digital per Bildschirmanzeige und Zeichenprogrammen wie Microsoft Paint – oder abgefilmt auf Papier
    • Pantomime: Weihnachtsbegriffe darstellen und raten
    • Gefühle ausdrücken: Alle stellen gleichzeitig dieselbe Emotion dar.
    • Je nach Teilnehmerzahl: ein Plätzchen, Weihnachtskarte, Geschenk oder etc. durch den Bildschirm weiterreichen: A hat Plätzchen in der Hand, das auf dem Bildschirm zu sehen ist und sagt „Ich gebe B (=Name) das Plätzchen“. Hand mit Plätzchen von A verschwindet und die Hand von B taucht auf mit einem Plätzchen. B gibt dann C usw.
    • Weihnachtsquiz: Es werden Fragen gestellt und die Teilnehmer schreiben die Antwort auf einen Zettel und halten ihn gleichzeitig in die Kamera.

Schalten Sie Ihr Mikro aus, wenn Sie nicht sprechen. Das schont die Nerven und verhindert so manche Peinlichkeit …Pixabay / Irina L.

Wenn Sie sich vorab auf einen Ablauf geeinigt haben, ist das schon eine gute Basis. Bei einer kleinen Gruppe reicht das oft auch schon. Wenn Sie aber zum Beispiel vier oder mehr Haushalte sind mit 15, 20 oder gar mehr Personen, brauchen Sie vielleicht ein bisschen mehr Ordnung.

  • Zum Beispiel die Regel, sich beim freien Gespräch zuerst mit der Hand zu melden und zu warten, bis der Moderator oder die Moderatorin „aufruft“. Klingt zu streng? Dann haben Sie noch nicht erlebt, was passiert, wenn in einer Videokonferenz drei oder vier Leute durcheinanderreden: Anders als im Tischgespräch versteht dann nämlich niemand mehr irgendetwas.
  • Eine der tückischsten Fallen: Sie denken, der andere habe fertig gesprochen, dabei ist er nur kurz leise geworden oder hat Luft geholt – und schon sind Sie ihm oder ihr ins Wort gefallen. Ein einfacher Trick: Vereinbaren Sie ein Wort, mit dem jeder seinen Beitrag oder seine Frage beendet. Wie wär’s mit „Frohe Weihnachten!“ Sowas haben Sie bestimmt schon mal im Film gesehen, wenn der Flugzeugpilot mit dem Kontrollturm spricht: „Over“!
  • In jedem Fall sinnvoll: Wer nicht spricht, schaltet das Mikrofon ab. So verhindert man nicht nur störende Rückkopplungen und Echos. Denken Sie an klappernde Kaffeelöffel, raschelndes Geschenkpapier, quietschende Stühle, piepsende Handys und, und, und – solche alltäglichen Geräusche können wir im Tischgespräch gut ausblenden, aber in der Videokonferenz können sie entsetzlich nerven, weil sie sehr laut sind und den aktuellen Sprecher akustisch verdrängen können.
  • Wer einen anderen etwas fragen will, sollte ihn mit Namen ansprechen, denn anders als im echten Leben erkennt man die Fragerichtung nicht an Körpersprache und Blickkontakt.
  • Auch wenn es schwerfällt: Es ist schön für die anderen, wenn Sie beim Sprechen vor Allem in die Kamera blicken statt auf den Bildschirm – sonst schauen alle ständig nur aneinander vorbei.

Idealerweise einigen Sie sich schon vorab auf den Ablauf und die nötigen Regeln, um nicht den halben Heiligabend mit Verfahrensfragen zu verbringen. Und dann fehlen nur noch ein wenig Kreativität und gute Laune, dann kann das digitale Familienfest vielleicht auch etwas ganz Besonderes werden. 

Letzter Tipp: Haben Sie Geduld mit der Technik und vor Allem mit den Personen, die sich um die Technik kümmern – es hilft nicht, sie unter Druck zu setzen, wenn etwas nicht gleich klappt. Das macht es nur schwieriger.


Quelle: Evangelische Landeskirche Württemberg ( https://www.elk-wue.de/index.php?type=13)
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