Koch meint…
„Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.“ Schreibt Friedrich Schiller über Wallenstein. Aber nicht der Feldherr Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein feiert dieser Tage seinen 525. Geburtstag, sondern Herzog Ulrich von Württemberg. Von dem Wilhelm Hauff gleichwohl dasselbe sagen lässt: „Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.“
Und in der Tat ist Ulrich von Württemberg, als Eitel Heinrich am 8. Februar 1487 im elsässischen Reichenweier geboren, eine schillernde Figur gewesen. Gegen Reichsstädte wie Esslingen, Reutlingen und Ulm hat er eine Dauerfehde geführt. Mit Bayern war er wegen seiner von dort stammenden Frau, die er nicht leiden konnte, überkreuz. Er hatte zahlreiche Affären. Den Ehemann einer seiner Geliebten hat er umgebracht. Und zwischenzeitlich ist ihm sogar sein Land abhanden gekommen. Was aber alles nichts daran ändert, dass Ulrich eines auch gewesen ist, nämlich derjenige Regent, welcher in seinen späteren Regierungsjahren hierzulande die Reformation eingeführt hat – von oben natürlich. Die Arbeit an der Basis haben andere verrichtet: Ambrosius Blarer im südlichen, Erhard Schnepf im nördlichen Landesteil.
Übrigens soll der Konfessionswechsel in Württemberg geordneter als anderswo verlaufen sein, und das trotz des aufbrausenden herzoglichen Temperaments. Oder ist Ulrich von Württemberg mit den Jahren ruhiger geworden? Jedenfalls wurden weder Heiligenbilder gestürmt noch katholische Geistliche des Landes verwiesen. Im Gegenteil: Wer sich nicht in der Lage sah, im Sinne der Reformation zu predigen, erhielt eine lebenslange Rente. Geld genug hatte Ulrich ja. Denn die Klöster und andere Kirchengüter hat er sich trotz allem einverleibt. Und manchen Taler dann auch in den Ausbau von Burgen gesteckt, darunter Hohenasperg, Hohenneuffen und Hohentwiel. Bevor er am 6. November 1550 in Tübingen gestorben ist.
Was nun freilich 63 Lebens- und 52 Regierungsjahre im Zeitraffer und ohne wissenschaftliche Tiefe sind. Wer mehr über Herzog Ulrich von Württemberg wissen will, mag je nach Lust und Laune sich entweder in eine Bibliothek setzen oder zuhause Wilhelm Hauffs schönen Roman „Lichtenstein“ aus dem Bücherschrank nehmen. Der historisch nicht allzu genau zwar die Reformation allenfalls streift, dafür aber sogar den frühen Ulrich in einem warmen Licht erscheinen lässt. Und dem Leser faszinierende Gestalten wie den Pfeifer von Hardt oder sagenumwobene Orte wie die Nebelhöhle vor Augen führt. Eine Pflichtlektüre für jeden Schwaben, die Wilhelm Hauff eben mit Schiller beginnen lässt: „Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.“
Wobei besagtes Bild für mich selber nicht mehr schwankt. Wie denn auch! Schließlich verdanke ich die Tatsache, dass ich evangelisch sein darf, ihm: Ulrich von Württemberg. Oder und mit Worten von Hauff selbst ausgedrückt: „Seine späteren Regentenjahre wird jeder Württemberger segnen, der die religiöse Umwälzung, die dieser Fürst in seinem Vaterlande bewerkstelligte, für ein Glück ansieht.“
Das meint Koch. Und was meinen Sie?
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