Jenseits von Bettina

Koch meint…

Man könnte über so vieles schreiben, was in diesen Tagen Schlagzeilen macht. Zum Beispiel über den Aufruhr in der arabischen Welt, den ein filmisches Machwerk aus den USA verursacht hat. Und der – Beleidigung des Propheten Mohammed hin oder her – in seiner Aufgebrachtheit, seinem Hass und seiner Mordlust durch nichts, aber auch gar nichts zu rechtfertigen ist. Dankenswerter Weise gießen deutsche Muslime nicht auch noch Öl ins Feuer, sondern sehen und reden klar: „Hier versuchen Extremisten, die Situation zu instrumentalisieren.“ So Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Auch wenn man seine Worte in Afghanistan, Ägypten, Libyen, Tunesien und anderswo kaum hören wird: Gut, dass er sie gesagt hat!

Oder man könnte schreiben über Bettina Wulff, die ehemalige First Lady, von der manches besser ungesagt geblieben wäre. Oder vielleicht doch nicht angesichts des Erfolgs, den ihr Buch „Jenseits des Protokolls“ jetzt schon hat? Fast ist man versucht, mit Bundespräsident a. D. Christian Wulff Mitleid zu haben angesichts der zahlreichen gar nicht so versteckten Fouls, die seine Frau da an ihm begeht. Und mit Altkanzler Helmut Kohl, über den es ebenfalls ein neues Buch gibt, und zwar „Eine politische Biographie“ von Hans-Peter Schwarz. Deren 1000 Seiten gegen die 200 von Frau Wulff aber keine Chance haben. Denn Deutschland liebt Leichtgewichtiges anno 2012. Und offensichtlich Sätze wie diese: „Man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte.“ Als sie noch im Schloss Bellevue residierte, kam Bettina Wulff sprachlich eleganter daher.

Aber ich schreibe lieber über etwas ganz anderes, nämlich kurz über Gottes Wort. Das mir neulich am Marktplatz von Stockholm begegnet ist. Dort, am Stortorget, stehen viele alte Häuser, und an einem von ihnen ist eine große Plakette mit der Jahreszahl 1650 und diesem Satz hier angebracht: „Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn! Er wird’s wohl machen.“ Psalm 37, Vers 5, und zwar nicht auf Schwedisch, sondern tatsächlich auf Deutsch. Was ein Hinweis darauf ist, dass früher viele Deutsche in Stockholm gelebt haben. Jetzt aber hatte ich als deutscher Tourist etwas davon und habe es als kleiner Kolumnist immer noch. Warum? Weil mir diese über 350 Jahre alte Plakette zweierlei zeigt: Nicht die Wörter – auch nicht die ziemlich überflüssigen Wörter von Bettina Wulff – leben fort, sondern Gottes Wort. Und: Wo Gottes Wort in den Schlagzeilen oder auch nur wie in Stockholm an einer Hauswand zu lesen steht und Menschen danach handeln, wird’s wohl gemacht. Was das Gegenteil ist von dem, was aufgebrachte Islamisten derzeit in der arabischen Welt glauben tun zu müssen. Und rechte Brandstifter hierzulande, die besagtes Schmuddelvideo öffentlich zeigen wollen.

Ergo: Wir sollten – und zwar gerade in den Tagen des 200. Geburtstags der Deutschen Bibelgesellschaft – wieder zwischen dem Wort und den Wörtern unterscheiden. Denn auch wenn „Jenseits des Protokolls“ sich sicher leichter liest: Die Heilige Schrift hat unendlich viel mehr Gewicht. Oder anders ausgedrückt: Jenseits von Bettina liegt das, was diese Welt wirklich braucht – und worüber sich dann auch zu schreiben lohnt.

Das meint Koch. Und was meinen Sie?


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