Koch allein zu Haus

Koch meint…

Koch allein zu Haus – das hat durchaus auch seine Vorteile, und zwar nicht zuletzt an einem Altjahrsabend. Weil Koch da tun und lassen kann, was er will. Zum Beispiel sich den gefühlt beziehungsweise geschmeckt 200. „deftigen Linseneintopf“ des Jahres anzurühren. Der – so viel „Product Placement“ darf sein – von Knorr stammt, seit neustem „Großmutters Geheimnis“ heißt und mich auch in der noch nicht „verbesserten Rezeptur“ schon ein halbes Leben lang ernährt. Dazu gibt’s das eine oder andere Bier und Weihnachtsmusik aus dem Erzgebirge, vor der, wenn er denn da wäre, der Rest der Familie ohnehin Reißaus nehmen würde. Und wenn nicht dann, so doch spätestens beim „Silvesterstadl“ mit Andy Borg. Den ich dieses Jahr ungestört genießen und nebenher SMS in einem Tempo schreiben kann, welches die jüngere Generation sonst als Superzeitlupe zu verspotten pflegt. Aber meine Finger sind halt immer noch an „Gabriele“ gewöhnt, die Schreibmaschine aus längst vergangenen Tagen. Wobei ich zu all diesen Niederungen meines ganz persönlichen Altjahrsabends stehe und mich, ja, sauwohl in ihnen fühle.

Dabei bin ich in beinahe all den Jahren zuvor an Silvester eher „oben geblieben“, sprich im Kleinwalsertal zum Skifahren gewesen. Wo es immer ein ganz besonderes Highlight zum Jahreswechsel gibt: Schlag Mitternacht zeichnen Fackelträger die neue Jahreszahl in den Schnee am Gehrenhang unterhalb der Kanzelwand. Schade, dass ich dieses Schauspiel 2012 auf 2013 versäume! Aber wenn die „Kinder“ aus dem Haus sind, kann man sich auch in der Nebensaison dem Wintersport widmen.

Dafür hatte ich am heutigen 31. Dezember eine andere interessante, besser berührende Begegnung, und zwar mit einer Frau, die zwar nicht auf, wohl aber von der Straße lebt. Indem sie alles, was irgendwie verwertbar erscheint, aus Papierkörben fischt und gegen ein paar Cent eintauscht. Wir pflegen uns zu grüßen und, wenn wir uns an Silvester begegnen, uns auch ein gutes neues Jahr zu wünschen. Was sie mir gegenüber an diesem Vormittag mit einer Inbrunst sondergleichen getan hat: „Und vor allem Gesundheit, weil Gesundheit ist das Allerwichtigste!“ Ich glaube, das ist und bleibt heuer meine Nummer eins unter den Neujahrsgrüßen.

Dich, Euch und Sie grüße ich natürlich ebenfalls und will neben meinen guten Wünschen auch die Jahreslosung 2013 nicht vergessen. Die im Hebräerbrief steht und so lautet: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Heißt das, dass wir im Blick auf diese unsere Welt die Hände in den Schoß legen können, weil sie ja ohnehin vergänglich ist? Mitnichten! Vielmehr ist es so, wie unser Landesbischof Frank Otfried July in seiner Neujahrsbotschaft schreibt: „Die Jahreslosung 2013 macht ein korrigierendes Eingreifen und ein neues Miteinander in Kirche und Gesellschaft möglich. Weil wer seine Zukunft noch vor sich hat, seine Gegenwart nicht verbissen zu verteidigen braucht, sondern die Freiheit besitzt, auch andere Menschen zum Zug und zu ihrem Recht kommen zu lassen.“

Ob ich gute Vorsätze für das neue Jahr habe? Vielleicht den, Koch wieder regelmäßiger etwas meinen zu lassen. Weil ein solcher Meinungsaustausch gut tut – mir auf jeden Fall und hoffentlich ein bisschen auch denen, die an ihm teilhaben, ganz gleich, ob sie nun für „oben“ oder „unten“ sind – um mit Stuttgart 21 nur eines von jenen Themen zu nennen, die uns im neuen Jahr weiter beschäftigen werden.

Mehr „Koch meint“ gibt’s im alten Jahr nun aber nicht mehr, weil gleich das erwähnte Procedere beginnt: „Großmutters Geheimnis“, das eine oder andere Bier, Erzgebirg’sche Weihnachtsmusik, „Silvesterstadl“ und diverse SMS, die ich ja baldmöglichst in Angriff nehmen müsste, wenn sie noch zu diesem Jahreswechsel fertig werden sollen.

Auf ein gesegnetes neues Jahr 2013!

Das meint Koch. Und was meinen Sie?

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